Mälzels Magazin

Zeitschrift für Musikkultur in Regensburg

Schriftzug Mälzels Magazin
Hefte1998Nr. 2
mälzels magazin, Heft 2/1998, S. 8–12
URL: http://www.maelzels-magazin.de/1998/2_04_schikaneder.html

Michael Wackerbauer

Ausgangspunkt und Zwischenstation einer Theaterkarriere: Emanuel Schikaneder in Regensburg

Er war wie ein Kavalier damaliger Zeit gekleidet, trug seidene Strümpfe, Schuhe mit hohen roten Absätzen, gelbseidene Beinkleider, gelbseidene mit Silber gestickte Weste, einen Scharlachfrack, einen dreieckigen Hut mit weißen Federn geziert und einen Stahldegen an der Seite. Der hier Beschriebene ist ein gerade 28 Jahre junger Prinzipal einer Theatertruppe – Schauspieler, Sänger, Stückeschreiber und Komponist zugleich. Es ist Emanuel Schikaneder, der auf dem Weg ist, einer der bekanntesten und erfolgreichsten Theatermänner seiner Zeit zu werden.

Dabei war das Umfeld, in dem Schikaneder aufwuchs, weit weniger glanzvoll. Die Eltern verdingten sich, wenn sie Arbeit fanden, bei verschiedenen Herren als Lakai und Dienstmagd in Straubing, Regensburg oder beim Landadel der Region. Als Johann Josef, so der erst später durch den Künstlernamen Emanuel ersetzte Taufname, als viertes Kind seiner Eltern am 1. September 1751 zur Welt kam, hielten sich die „Schickeneders“ gerade in Straubing auf. Der Sterbebucheintrag der knapp dreijährigen Tochter Anna-Maria belegt, daß die Familie ihren Wohnsitz vor dem Sommer 1756 wieder nach Regensburg verlegt hatte. Zu diesem Zeitpunkt dürfte Emanuels Vater ebenfalls bereits verstorben sein. Er war zuletzt vermutlich Diener beim Grafen von und zu Lerchenfeld in Köfering.

Für die Witwe Juliane und ihre Kinder brachen sicherlich schwere Zeiten an. Die wenigen überlieferten Informationen aus Schikaneders Jugendzeit verdanken wir hauptsächlich dem eingangs zitierten Neffen Karl, der 1834 in der Berliner Zeitschrift Der Gesellschafter eine biographische Skizze über seinen Onkel veröffentlichte. Über das Auskommen der Familie schreibt er: Ihre Mutter hatte bei der Domkirche einen kleinen Kram mit Rosenkränzen, Skapulieren, Ablaßpfennigen, Hemdknöpfen usw. [...] Nebstbey führte sie einen kleinen Wollhandel. Ob dies die einzige Einnahmequelle war, weiß man nicht. Jedenfalls wurde es den beiden Söhnen ermöglicht, humaniora zu studieren und sich in Musik zu üben. Darf man der Lebensgeschichte des Theologen Anton Greis glauben – in den Jahren 1763–1769 war er Präfekt der Kapellknaben auf der Dompräbende in Regensburg –, so gehörte Joan: Emanuel Schikaneder zu seinen Schützlingen, die bei ihm (Geiger und Komponist) und dem Domkapellmeister Ildephons Michel Musikunterricht erhielten. Daß Emanuel nach Absolvieren der Elementarschule das Jesuitengymnasium St. Paul besuchte, belegt seine Namensnennung in einem gedruckten Verzeichnis von 1764, in dem jene Schüler aufgelistet sind, die sich durch ihre Leistungen besonders ausgezeichnet hatten. Jedem Regensburger dürften die wenigen Sätze bekannt sein, die Goethe zu Beginn seiner Italienischen Reise zum 3. September 1786 über die gar schön liegende Stadt an der Donau niederschrieb. Lobende Erwähnung findet hier eine Vorstellung des Jesuitenkollegiums, wo das jährliche Schauspiel durch Schüler gegeben ward. Diese Endesdramen oder Jahresendkomödien, an denen der junge Schikaneder sicherlich aktiv teilnahm, waren die ersten Kontakte zu einem Metier, dem er sich bald mit ganzer Seele verschreiben sollte.

Über die ersten Versuche, das Erlernte in bare Münze umzusetzen, schreibt Karl Schikaneder: Emanuel spielte die Violine und wanderte in der Ferienzeit seiner Studien mit einem gewissen Deindel und Herold in Baiern herum, sich mit Musik einige Groschen zu verdienen. Wann und wie Schikaneder seine Schullaufbahn beendet hat, ist nicht bekannt. Während sein Bruder Urban als Hornist in die Dienste des Bischofs von Freising trat, machte sich Emanuel mit etwa 19 Jahren auf, seinen Lebensunterhalt als wandernder Musikant – als Lyrant – zu verdienen.

In den folgenden 17 Jahren, bis sich Schikaneder wieder für einige Zeit in Regensburg niederließ, machte der ehemalige Jesuitenschüler eine grandiose Karriere, die hier nur in groben Zügen skizziert werden soll. Mit dem Eintritt in die Wandertruppe um Franz Joseph Moser, deren Aufführungen er 1773 in Augsburg gesehen hatte, eröffneten sich Emanuel ganz neue Perspektiven: Aus dem Lyranten wurde ein wandernder Komödiant, der seine vielfältigen Fähigkeiten nach dem baldigen Wechsel in die Theatergesellschaft des Prinzipals Andreas Schopf in großem Umfang ausspielen konnte. Als Sänger im Rollenfach des Liebhabers entwickelte er sich zunehmend zur Stütze der Truppe, in der er unter dem Druck ständig geforderter Neueinstudierungen auch als Regisseur und Bühnenautor fungierte. Bereits sein Bühnenerstling Die Lyranten oder das glückliche Elend – eine komische Operette in dreyen Aufzügen mit 19 Musiknummern (Innsbruck 1776) war ein durchschlagender Erfolg, bei dem sich Schikaneder als Textdichter, Komponist und Hauptdarsteller präsentierte. 1776 zog die Schopfsche Truppe von Innsbruck nach Augsburg, wo Schikaneder seine Schauspielerkollegin Eleonore Arth ehelichte.

Als sein Pachtvertrag für das Augsburger Theater nicht über das Frühjahr 1777 hinaus verlängert wurde, ging Schopf als Schauspieldirektor ans Fürstlich Thurn und Taxissche Hoftheater in Regensburg. Das Ehepaar Schikaneder wechselte dagegen wieder zur Moserschen Schauspieltruppe, eine Entscheidung, die sehr folgenreich sein sollte. Am 19. Dezember des gleichen Jahres konnte Emanuel mit seiner Darstellung des Hamlet im Bayerischen Hoftheater in München einen so starken Eindruck hinterlassen, daß er sofort für diese Rolle engagiert wurde. Der erfreulichen Aussicht, nach der laufenden Saison bei Moser in Augsburg als bayrischer Hofschauspieler nach München zu wechseln, kam allerdings ein Angebot in die Quere, das Schikaneder nicht ausschlagen wollte: Er hatte die Möglichkeit, Mosers Gesellschaft im Januar 1778 für eine Abstandszahlung von 2000 Gulden zu übernehmen. Von nun an hatte Schikaneder neben all seinen künstlerischen Aufgaben auch noch die Stellung des Prinzipals einer eigenen Truppe inne. In einer Vielzahl von Städten bespielte er mit seinen Darstellern, Sängern, Musikern und Tänzern gepachtete Theater und ging zwischen den Spielzeiten auf Wanderschaft. Orte seines Wirkens waren Augsburg, Nürnberg, Salzburg, Preßburg, Laibach, Graz, Pest und Wien.

Es wurde je nach den lokalen Gegebenheiten ein sehr vielfältiges Programm geboten. Schikaneder galt in Süddeutschland als Shakespeare-Darsteller ersten Ranges. Neben literarisch anspruchsvollen Werken wurde auch sehr viel publikumswirksame Gebrauchsware geboten, zu der die meisten der etwa 100 Stücke aus Schikaneders Feder zu zählen sind. Dieser machte gegenüber seinen zahlreichen Kritikern auch keinen Hehl aus seinen Ansprüchen. In der Vorerinnerung zur Druckausgabe seines überaus erfolgreichen Trauerspiels Der Grandprofos, schreibt er: Allein ich schreibe nicht für Leser, ich schreibe für die Bühne. [...] Mein einziger Hauptzweck dabey ist, für die Kasse des Direkteurs zu arbeiten und zu sehen, was die größte Wirkung auf der Bühne macht, um ein volles Auditorium und gute Einnahmen zu erzielen. Unter der Rubrik Musiktheater wären Komponisten wie Piccini, Benda und natürlich Wolfgang Amadeus Mozart, zu dem Schikaneder während seiner Salzburger Theaterzeit (Herbst/Winter 1780/81) erstmals engere Bande knüpfte, zu verzeichnen.

Sein verstärktes Bemühen um das deutsche Singspiel machte den Kaiser auf Schikaneder aufmerksam: Joseph II., sichtlich beeindruckt vom Besuch zweier Aufführungen der Schikanederschen Truppe in Preßburg, holte die Gesellschaft in der Hoffnung auf Unterstützung bei der Förderung des deutschen Singspiels nach Wien. Zur Eröffnung des Kärntnertor-Theaters am 5. November 1784 wählte Schikaneder Mozarts Entführung aus dem Serail. Aufgrund von familiären Streitigkeiten löste sich die Kompagnie allerdings bereits drei Monate nach diesem hoffnungsvollen Anfang auf. Nach der Trennung von seiner Frau wurde Emanuel ins Ensemble des Nationaltheaters nächst der Burg als Schauspieler und Sänger vor allem in Singspielen verpflichtet.

Im Fürst Thurn und Taxis Zentralarchiv wird ein Brief vom 10. Dezember 1785 aufbewahrt, in dem Emanuel Schikaneder, Mitglied des K. K. Nationaltheaters den Fürsten um ein Spielprivileg ersucht: Ich vernahm, daß Ew. Hochfürstl. Durchlaucht geruhen wollen, kommendes Jahr eine deutsche Schauspielergesellschaft aufzunehmen. Nun da ich mit Ende dieses Theaterjahres das K. K. Hoftheater verlasse, biethe ich mich mit einer ausgesuchten Gesellschaft Ew. Durchlaucht Diensten an, welche nicht allein die besten deutschen Stücke, sondern auch gute deutsche Opern aufzuführen im Stande seyn soll. Bereits eine Woche später hielt Schikaneder die kurz angebundene Antwort in Händen: Se. Hochfürstl. Durchl. können von dessen Anerbiethen keinen Gebrauch machen, da dermalen nach dem für jetzo unterhaltenden Spectakel keine Veränderung bevorstehe. Das Spektakel, zu dessen Gunsten der Fürst Carl Anselm auf das deutsche Theater verzichtete, war die italienische Oper. Sie war in Regensburg seit einiger Zeit Zankapfel zwischen dem fürstlichen Prinzipalkommissar und einer Anzahl von Gesandten am Immerwährenden Reichstag. Während Carl Anselm an der zwar kostenintensiven aber sehr repräsentativen italienischen Oper festhalten wollte, versuchten die Gesandten mit großem Nachdruck deutsche Aufführungen am fürstlichen Hof durchzusetzen, die es zwischen 1778 und 1783 unter der künstlerischen Leitung des Freiherrn von Berberich mit der oben genannten Schopfschen Truppe schon einmal gegeben hatte. Spielstätten von deutschen Wandertruppen waren in Regensburg seither die Gasthäuser Blauer Hecht und Roter Hahn, die zunehmend vom zahlungskräftigen Adel frequentiert wurden.

Schikaneder konnte sein Gesuch also zu keinem ungünstigeren Zeitpunkt stellen. Mehr Erfolg hatte er in Wien bei Josef II., als er vier Wochen nach der Absage aus Regensburg ein Privileg zum Bau eines eigenen Theaters in der Wiener Vorstadt beantragte, in dem er deutsche und sittliche Stücke aufzuführen versprach. Da Schikaneder das nötige Geld für den Theaterneubau fehlte, sollte die Realisierung dieses Projektes noch 15 Jahre dauern.

Inzwischen gab es in Regensburg Bewegung im Konflikt um die Spielplangestaltung des Hoftheaters. In einem teils recht verlogenen Briefwechsel übten die Gesandtschaften mit der Ankündigung, ein eigenes Theater, ein Teutsches Schauspiel Haus zu errichten, im Frühjahr 1786 so lange Druck auf den Fürsten aus, bis dieser verstimmt erklärte, er habe kein Interesse mehr an einem eigenen fürstlichen Theater. Er überließ jedoch das Theatergebäude mitsamt den Dekorationen dem deutschen Theater und beschränkte seine finanziellen Zuwendungen auf den Abonnementbeitrag für die Hoflogen.

Von all dem hatte Schikaneder, der währenddessen mit einer kleinen Truppe in Salzburg und Augsburg spielte, sicherlich gehört. Im zweiten Halbjahr 1786 muß er ein weiteres Spielgesuch an das Fürstenhaus adressiert haben, das Anfang 1787 positive Resonanz in Form folgender schriftlicher Mitteilung fand: Se. Hochfürstl. Durchlaucht von Thurn und Taxis überlassen hiemit aus besonderer Gnade dem Schauspiel Direktor Emanuel Schikaneder dero Hoftheater unendgeldlich [...] Dagegen hat Schikaneder zu besorgen, daß keine Platzstreitigkeiten entstehen, sondern die alte, von jeher gewöhnliche Ordnung im Schauspielhaus erhalten werde. [...] Sr. Hochfürstl. Durchlaucht [geben] für Höchst dero Personen und dero Hofstaatsdepartement, wie sie der Reihe nach vorgeschrieben folgen, ein jährliches Abbonnement mit 3552 Fl. Es folgt eine lange Liste von Personen, denen je nach Position am Hofe bestimmte abonnierte Plätze im Theater zugewiesen werden.

Dieser eher formlosen Note folgte am 25. Februar 1787 ein Kontrakt, der in sieben Punkten die Rechte und Verpflichtungen der beiden Vertragspartner genau regelte. Zum einen schützt sich darin der Fürst vor unvorhersehbaren Forderungen seitens des Direktors, zum anderen verpflichtet er sich zur Zahlung des angekündigten Abonnements. Damit konnte Schikaneder sehr gut leben, zumal ihm zusätzlich die Platzmieten der Gesandten und deren Familien sowie die Einnahmen aus dem freien Kartenverkauf zur Verfügung standen.

Nachdem die technischen Fragen geregelt waren, konnte Schikaneder am 29. Mai 1787 die Leitung des Teutschen Nationalsingspiels offiziell übernehmen. Die Truppe setzte sich anfangs aus 21 Darstellern, einem Musikdirektor und sechs oder sieben Musikern zusammen. Da der Fürst in der Folgezeit weder mittelbar noch unmittelbar in die Theaterangelegenheiten eingreifen wollte, war Schikaneder in jeder Hinsicht für seine Mitarbeiter und den Theaterbetrieb als selbständig agierender Unternehmer verantwortlich.

Glücklicherweise sind die Spielpläne der Ära Schikaneder vom 28. Februar 1787 bis 30. August 1788 überliefert, so daß man sich ein genaues Bild von dem außerordentlich abwechslungsreichen Programm machen kann. Etwa ein Viertel der 253 Aufführungen dieses Zeitraumes entfällt auf Musiktheater und Ballett, der Rest auf das Sprechtheater. Da werden neben einer Vielzahl von heute völlig vergessenen Schauspielen Schillers Räuber, Kabale und Liebe und Don Carlos, Lessings Emilia Galotti, Stücke von Iffland und Kotzebue, sowie Shakespeare-Bearbeitungen genannt. Unter den Werken des Musiktheaters findet man wieder Mozarts Entführung aus dem Serail (mit dem Spitzenwert von 10 Aufführungen), Dittersdorfs Doktor und Apotheker und Martin y Solers Una Cosa rara. Mit 15 Stücken, die insgesamt 38 Aufführungen erfuhren, nehmen Schikaneders eigene Werke unterschiedlichster Art (von der Rittertragödie und dem Soldatenstück über die Lokalposse zu Singspiel und Zaubermärchen) einen breiten Raum ein. Daß der Prinzipal, über dessen sängerische Fähigkeiten die Urteile der Zeit weit auseinander gehen, in allen erdenklichen Rollen und Funktionen beinahe jede Produktion aktiv mitgestaltete, kommt noch hinzu.

Um Publikum anzulocken, ließ sich Schikaneder einiges einfallen: So wurde beispielsweise am 12. Februar 1788 ein tragisch-komisches Quodlibet in fünf Akten aus Schauspielszenen und Opernarien zusammengestellt (quasi eine Vorwegnahme des Klassik Radio-Konzepts). Über diese zusammenhanglose aber unterhaltsame Mixtur konnte sich ein auswärtiger Rezensent nur entrüsten. Nicht nur Anerkennung erntete Schikaneder auch mit seinen spektakulären Freilichtaufführungen auf dem Oberen Wöhrd, wo er mit allen aufbietbaren Mitteln bis zu 3000 Zuschauer zu begeistern vermochte. In den Ankündigungen zu den bereits andernorts bewährten Stücken Der Graf von Walltron (Soldatenstück von Heinrich F. Möller) und Der Grandprofoß (Trauerspiel von Schikaneder) wird mit Massenszenen, Exekutionen und viel Feuerzauber (Granadenwerfer, Kanonen- und Musketenfeuer) geworben. Einen Höhepunkt bildete sicherlich das Schauspiel Hans Dollinger, oder das heimliche Blutgericht, dessen Hauptrolle sich Schikaneder selbst auf den Leib schrieb. Er greift in dem Stück, das in Regensburg nur einmal am 20. Juni 1788 in einem eigens errichteten Amphitheater in Szene ging, einen lokalen Sagenstoff auf, den er mit reichlichen Anleihen bei theaterbewährten Szenen und Personen in ein patriotisches Spektakel verwandelte. Das Konzept einer aufwendigen Freilichtaufführung wurde übrigens auch auf die Inszenierung eines Singspiels mit dem Titel Balders Tod übertragen.

Gehässige und ironische Berichte über die höchst erfolgreichen Massenveranstaltungen, die grundsätzlich im Hochsommer stattfanden, wenn das Fürstenhaus auf seinem Sommersitz in Trugenhofen weilte, blieben natürlich nicht aus. Der ehedem hochgelobte Hamlet-Darsteller handelte sich auf diese Weise einen zweifelhaften Ruf ein, der an ihm bis heute haften geblieben ist.

Auch wenn das Jahr 1789 mit der Erhöhung der fürstlichen Zuwendung für Schikaneder wirtschaftlich gesehen einen guten Anfang nahm, sollte es das Ende seiner Regensburger Tätigkeit bringen. Ständige Anfeindungen des Geheimen Rats Baron von Lilien sowie Streitigkeiten innerhalb des Ensembles erschwerten ihm die Arbeit zunehmend. Als Schikaneder versuchte, durch die Entlassung der beiden Hauptkontrahentinnen Madame Seve und Madame Hengst die Situation zu beruhigen, begann ein Kesseltreiben gegen seine Person, das von den Verehrern der zwei Actricen innerhalb der Gesandtschaft geschürt wurde und den Verlust einiger Abonnements zur Folge hatte.

Am 17. Mai 1789 zog Schikaneder endgültig den Schlußstrich: In zwei Briefen an den Erbprinzen Karl Alexander und den Minister Baron von Schneid versuchte er für die Zukunft, die fürstliche Gunst für die Theatertruppe zu sichern und schlug in der Hoffnung, mit seinem Rücktritt den Hauptgrund der Streitigkeiten zu beseitigen, den beliebten Schauspieler Johann Jakob Rechenmacher als seinen Nachfolger vor. Diese Entscheidung wurde Schikaneder sicherlich durch die Aussicht erleichtert, in erneuerter Verbindung mit seiner Frau Eleonore die Leitung des Freihaustheaters in Wien zu übernehmen.

Auch die Direktion durch Rechenmacher sollte nichts an der verfahrenen Situation um das Schauspielensemble in Regensburg ändern. Weder er noch seine Frau, die nach seinem Tode die Leitung übernahm, konnten gegen die Intrigen einiger Gesandter bestehen. Mit all dem hatte Schikaneder nichts mehr zu tun. Für ihn war Regensburg nur eine Station seiner Karriere, die ihn nun nach Wien führte, wo er nach zwei wechselhaften Jahren am Freihaustheater 1801 mit dem Bau des Theaters an der Wien endlich das 1786 gewährte kaiserliche Privileg einlösen konnte. Teils sehr erfolgreich, aber ständig in finanziellen Schwierigkeiten, die wohl auch ihren Grund in seinen verschwenderischen Inszenierungen hatten, sollte Schikaneder mit seinen Unternehmungen der letzten Jahre in Wien und später in Brünn nicht mehr recht glücklich werden. Der einst so strahlende Theatermann starb völlig ruiniert und in geistiger Umnachtung am 21. September 1812 in Wien.

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