Michael Wackerbauer
Heilige können doch einiges bewirken! Mälzel hat sich noch einmal aufgerafft. Der hl. Wolfgang, Helfer bei Lähmungen und Unfruchtbarkeit, hat ihn am Schopf gepackt und gerade noch rechtzeitig aus dem Sommerloch gezogen. Tatkräftige Unterstützung kam auch von Mälzels Spezialheiliger, der Patronin der Musiker und der Orgelbauer, St. Cäcilia, die in den nächsten Monaten besondere Aufmerksamkeit einfordert: mit wehenden Fahnen werden an der Weißenburgstraße Jubiläumswochen und eine Ausstellung beworben. Die ehemalige Übungskirche der Kirchenmusikschule und heutige Pfarrkirche St. Cäcilia wird hundert Jahre alt.
Doch in diesen Tagen stehen auch zwei Jubiläen an, die eine ganz eigene Qualität besitzen. Das eine wird unter großer öffentlicher Teilnahme in St. Emmeram begangen, das andere eher unbemerkt in den Gewölben von Mälzels Geburtshaus unter den Schwibbögen: In der Basilika wird Anfang Oktober das wohl einmalige Erlebnis geboten, den 950. Jahrestag einer Uraufführung am Orginalschauplatz mitfeiern zu können. Flankiert von einem internationalen Symposium werden in der Basilika Gesänge aus der Historia Sancti Wolfgangi des berühmten Hermannus Contractus erklingen.
In den ehemaligen Räumen der Orgelbauerfamilie Mälzel blickt man dagegen auf fünf Jahrgänge eines publizistischen Experiments zurück. In 17 Ausgaben hat Mälzels Magazin Regensburg mit der Realisierung des einzigartigen Konzepts einer lokal ausgerichteten Zeitschrift für Musikkultur beschenkt. Die Versuchsbedingungen waren eigentlich optimal: ein Häufchen verrückter Idealisten, ein reiches städtisches Musikleben und die Möglichkeit durch größtmögliche Unabhängigkeit auch abseitige Themen zu behandeln. Doch mit der Auswertung und Analyse des Experiments war es nie weit her. Wir haben nur selten Feedback bekommen und daher auch kaum etwas über unsere Leserschaft erfahren, die möglicherweise das ausgebliebene 3. Heft in diesem Sommer gar nicht vermißt hat? Im nächsten Jahr werden wir das schützende Dach der Edition Molinari verlassen müssen. Auch Johann Nepomuk verließ das Haus in jungen Jahren und wußte nicht, wie es ihm in der bunten weiten Welt ergehen würde ...