Mälzels Magazin

Zeitschrift für Musikkultur in Regensburg

Schriftzug Mälzels Magazin
Hefte2004Nr. 1
mälzels magazin, Heft 1/2004, S. 18–19
URL: http://www.maelzels-magazin.de/2004/1_08_homberger.html

Fabian Weber

Hombergerweg

Regensburger Musikgeschichte in Straßennamen

Bei der Neuanlage und Umgestaltung des Fürstlichen Rennplatzes in Prüfening schloß sich aus musikhistorischer Sicht – zumindest teilweise – eine Lücke im Katalog der Regensburger Straßennamen. Waren u.a. mit Franz Xaver Haberl, Carl Proske oder Franz Xaver Witt bedeutende Vertreter des Cäcilianismus bzw. der katholischen Glaubensrichtung bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zum Zuge gekommen, mußten die in der städtischen Musikgeschichte nicht unbedeutenden evangelischen Kantoren Andreas Raselius, Paul Homberger und Christoph Stoltzenberg bis in die neunziger Jahre hinein auf ihre Ehrung warten. Paul Homberger wird vermutlich 1560 als Sohn des Theologen D. Jeremias Homberger geboren. Die häufig zu findende Angabe von Regensburg als Geburtsort läßt sich nicht beweisen, zumal die Kirchenbücher dieser Zeit lückenlos überliefert sind; auch aufgrund der zahlreichen Anstellungs- und Ortswechsel seines Vaters erweist sich eine genauere Lokalisierung als schwierig. Nimmt man an, daß sich Homberger während der Zeit seiner Ausbildung nicht von der Familie trennt, lassen sich folgende Stationen ausmachen: 1563–68 unterrichtet sein Vater an der Lateinschule in Frankfurt am Main, die auch Paul in seinen ersten Schuljahren besucht haben könnte. Wegen theologischer Dissense zwischen Jeremias Homberger und dem Stadtklerus verläßt die Familie 1568 Frankfurt. Die Jahre bis 1574 verbringt man in der Pfalz, Thüringen und Schwaben, wo der Vater als Wanderprediger den Unterhalt der Familie verdienen muß. Schließlich erhält er in Graz die Stelle als Organisator der evangelischen Kirche in den steirischen Ländern. 1584 läßt sich Paul Homberger zum ersten Mal selbst in den Unterlagen finden: Ein gedrucktes Widmungsgedicht erwähnt ihn als Alumnen des Gymnasium poeticum in Regensburg. Nach der Ausweisung aus Graz im Jahr 1585 wendet sich der Vater ebenfalls in die Freie Reichsstadt, in der sein Sohn zu diesem Zeitpunkt bereits einige Jahre gelebt haben dürfte. Die Tatsache, daß sich in der handschriftlichen Sammlung der Geistlichen Psalmen und Lieder von Andreas Raselius 1589 auch Sätze Paul Hombergers befinden, legen die Vermutung nahe, daß dieser Schüler des bis 1600 in Regensburg tätigen Kantors war; eine deutliche Beeinflussung seines Kompositionsstils durch das Vorbild Raselius’ läßt sich erkennen. Homberger, durch das unbeständige Leben in der Kindheit geprägt, scheint sich mit seiner neuen Heimat Regensburg stark identifiziert zu haben. Am 28. Januar 1589 läßt er sich mit dem Zusatz „Ratisbonensis“ in das Universitätsregister von Wittenberg eintragen, ebenso findet sich 1595 in demjenigen aus Padua der entsprechende Zusatz. Nach einem Zwischenaufenthalt in Graz, wo Homberger 1598 als Praeceptor des Gymnasiums erwähnt wird, kehrt er schließlich um 1601 nach Regensburg zurück. Hier übernimmt er am Gymnasium poeticum zunächst den Posten des Lehrers der 3. Klasse, und tritt 1603 die Nachfolge Leonhard Fabian Weber Hombergerweg Regensburger Musikgeschichte in Straßennamen 19 Pfaffenreuthers auf dem Posten des Kantors an (dessen Vorgänger wiederum Andreas Raselius war). Noch fester an Regensburg bindet sich Paul Homberger am 14. August 1604, als er die Regensburger Bürgerswitwe Margareta Portenburger heiratet. In den folgenden Jahren erscheinen zahlreiche Drucke mit Kompositionen Hombergers, so u.a. Hochzeitsgesänge, die einen wesentlichen Bestandteil seines Schaffens bilden. Diese nach seinem Tode aus der Mode gekommenen Gelegenheitskompositionen unterschiedlichster Besetzung waren in den Bürgerfamilien sehr beliebt. 1612 und noch einmal 1630, zu den Besuchen der Kaiser Matthias und Ferdinand II. in der Stadt, verfaßt und vertont er Festgedichte, die auf Kosten der Stadt gedruckt werden. 1618 sterben innerhalb weniger Tage Margareta Homberger sowie ein Stiefsohn an der Pest, eine weitere Ehe ging Homberger nicht mehr ein. Der als Komponist wie als Lehrer angesehene Kantor veröffentlicht weiter weltliche und geistliche Kompositionen, darunter auch lateinische Gesänge für die verschiedenen Hochfeste des Kirchenjahres. Ebenso wie die Festgedichte werden die Werke Hombergers, die er zur Grundsteinlegung (1627) bzw. Einweihung der Dreieinigkeitskirche (1631) komponiert, von der Stadt herausgegeben. Nach diesen letzten Höhepunkten seines Schaffens scheint der bereits 70jährige den Aufgaben nicht mehr gewachsen gewesen zu sein, da sich noch zu seinen Lebzeiten ein Hinweis auf einen Nachfolger im Amt des Kantors finden läßt. Im Dezember des Jahres 1634 stirbt Paul Homberger im Alter von 74 Jahren und wird am 23. Dezember begraben.
© mälzels magazin 1998–2005
Alle Rechte vorbehalten.
© mälzels magazin 1998–2005