Andreas Meixner
Vom schnellen Erfolg des Kulturspeichers
Man konnte skeptisch sein, als sich den Regensburgern vor etwas mehr als zwei Jahren der Kulturspeicher in der Bruderwöhrdstraße präsentierte – an der Ostseite des neu sanierten IT-Speichers bei der Nibelungenbrücke gelegen. Neben mangelndem Parkraum hielt man vor allem das angrenzende Hafenviertel hinter der Adolf-Schmetzer-Straße für ein Ausschlußkriterium für einen halbwegs funktionierenden Kulturbetrieb. Hinzu kam, daß die Stadt auf den ersten Blick über genügend Räume dieser Größe verfügte. Dem Optimismus von Joachim Wolbergs und Alex Bolland tat indes die Lage im unattraktiven Osten der Stadt nie einen Abbruch. Im Gegenteil: als sich die beiden Betreiber der Alten Mälzerei nach einem größeren Veranstaltungsort umschauten und sich die Pläne auf dem ehemaligen fürstlichen Brauereigelände zerschlugen, kam man mit Kulturmäzen Oswald Zitzelsberger ins Gespräch, der sich von der Idee eines neuen Kulturraumes in Regensburg begeistern ließ und den ehemaligen Getreidespeicher zu einem der modernsten Veranstaltungsorte des Stadtgebietes verwandelte. Im Rahmen einer eigenständigen GmbH betreiben seither Wolbergs und Bolland den Saal mit wachsendem Erfolg. Dabei war der Anfang alles andere als leicht. „Zwar konnten wir sehr bald Konzertveranstalter für den Raum gewinnen, doch reichte es anfangs nicht für eine kostendeckende Auslastung“, so Wolbergs. „Nachdem wir jedoch immer wieder Anfragen für Firmenveranstaltungen und Kongresse erhielten, entschlossen wir uns, diesen Bereich aktiv zu bewerben. Mittlerweile ist dieser Geschäftszweig mit einem Belegungsanteil von etwa 70 Prozent die tragende Säule für den Kulturspeicher geworden, während Kabarett, Kleinkunst und Konzerte gut 30 Prozent bestreiten.“ Diese prozentuale Verteilung ist für einen Kulturbetrieb nicht ungewöhnlich, eher lebensnotwendig. Von wenigen Ausnahmen abgesehen ist dieser Veranstaltungsmix für alle größeren Räume im Stadtgebiet das tägliche Brot. Die Quote zugunsten der Kultur dürfte bei den Mitkonkurrenten zum Teil noch erheblich schlechter ausfallen. Als besonders günstig erwies es sich dabei, daß mit der Größe des Kulturspeichers genau die Lücke zwischen den großen Sälen eines Kolping- oder Antoniushauses und den Räumen eines Leeren Beutel oder der Alten Mälzerei geschlossen werden konnte. Mit der zur Zeit modernsten Technikausstattung im Umkreis hat sich der Kulturspeicher selbst bei den vorsichtig gewordenen Agenturen internationaler Künstler herumgesprochen. So verweist man nicht ohne Stolz auf die bisherige Veranstaltungshistorie, in der sich Namen wie Eric Burdon, Roger Chapman, Sweet oder T-Rex finden. Auch das nationale Kabarett mit Günter Grünwald, Dieter Hildebrand oder Emil Steinberger findet zunehmend Gefallen an dem schmalen, hellen Raum des ehemaligen Getreidespeichers. Weniger erfolgreich verlief bisher die Geschichte Andreas Meixner Musiksound statt Getreidestaub Vom schnellen Erfolg des Kulturspeichers J. Wolbergs und A. Bolland Foto: Kulturspeicher 15 des Cafes „Cafka“ im gegenüberliegenden Gebäude, das den Kulturbetrieb gastronomisch ergänzen sollte. Zumindest hier machen sich wohl der abgelegene Standort im Osten und das nahe liegende Restaurant „Chaplin“ bemerkbar. Wolbergs dazu: „Hier reichte die bisherige Kundenfrequenz, um den täglichen Gastronomiebetrieb aufrecht zu erhalten. Jedoch können wir von hier aus das Catering für den Kulturspeicher gewährleisten. Darüber hinaus kann der Gastraum für Firmenveranstaltungen oder private Feiern angemietet werden. Auch hier arbeiten wir noch an einem besseren Konzept. Die Idee einer täglichen Öffnung haben wir aber noch nicht ganz begraben“. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang das aktuelle politische Engagement Joachim Wolbergs für eine Stadthalle in seiner Funktion als SPD-Fraktionsvorsitzender. Dabei weist er stets einen Interessenkonflikt zwischen dem politischen Amt und seinem persönlichen, geschäftlichen Wirken zurück. „Die Notwendigkeit einer Stadthalle für die Region steht für mich nicht im Konflikt mit meinem privaten Engagement als Betreiber des Kulturspeichers. Auf diese klare Trennung habe ich auch als Mitverantwortlicher der Alten Mälzerei schon immer großen Wert gelegt und mich dabei um Transparenz bemüht“. Dabei muß der Kulturspeicher einen neuen, größeren Veranstaltungsort nicht fürchten. Großveranstaltungen werden künftig eher das Audimax der Universität meiden, als daß Events mittlerer Größe das Risiko einer halbvollen Stadthalle eingehen. Das könnte auch weiterhin die Nische sein, in der sich Wolbergs und Bolland erfolgreich bewegen könnten. Besonders erfreulich ist dabei, daß Wolbergs von einer Kooperation mit der Geschäftsführung des Kolpinghauses berichten kann. „Wir helfen uns gegenseitig aus, wenn wir oder das Kolpingshaus aus Termin- oder Platzgründen eine Veranstaltung nicht annehmen können. Ein absoluter Idealfall“. So belebt tatsächlich Konkurrenz das Geschäft. Infos zum Kulturspeicher unter 0941/75738 oder www.kulturspeicher-regensburg.de Coloneum