Mälzels Magazin

Zeitschrift für Musikkultur in Regensburg

Schriftzug Mälzels Magazin
Hefte2004Nr. 2
mälzels magazin, Heft 2/2004, S. 16–17
URL: http://www.maelzels-magazin.de/2004/2_07_hadamar.html

Elisabeth / Eva Schmidt

Hadamarstraße

Regensburger Musikgeschichte in Straßennamen

Die Namen vieler Regensburger Straßen rufen eine Assoziation zum Mittelalter hervor. So auch derjenige der Hadamarstrasse im Stadtteil Ziegetsdorf. Regensburg war gerade im Mittelalter wirtschaftlich und politisch eine der wichtigsten Städte Europas. Große Bedeutung für Stadt und Region hatten in dieser Zeit die Herren von Laber, weshalb es nicht verwundert, daß man auch diesem Geschlecht im Regensburger Straßenverzeichnis begegnet. Benannt ist die Familie nach ihrem Stammsitz, der sich an der Schwarzen Laber in der westlichen Oberpfalz befand. Zu den für Regensburg bedeutsamen Persönlichkeiten gehört zum Beispiel Hadamar II. (1287–1337). Er wurde 1334 nach einem Aufstand in der Stadt an die Stelle des vertriebenen Friedrich Auer von Brennberg zum Bürgermeister gewählt. Zudem stand er in enger Verbindung zu den bayerischen Fürsten, was eine Urkunde von 1318 bezeugt, in der Kaiser Ludwig der Bayer seinem Getreuen Hadamar die Burg Altenburg an der Laber für geleistete Dienste überläßt. Dessen Enkel, Hadamar IV. (1364–1410), trat in die Fußstapfen seines Großvaters und bekleidete von 1376 bis 1380 und von 1397 bis 1408 ebenfalls das Bürgermeisteramt in Regensburg. 1367 erwarben Hadamar IV. und sein Vetter Ulrich von Laber für 700 Pfund Regensburger Pfennige die Burg Wolfsegg, die sich etwa 15 km nordwestlich von Regensburg befindet und heute als Museum umgestaltet besichtigt werden kann. Eine Sage aus dieser Zeit ist auch heute noch im Volksmund geläufig: Die Herren von Laber wollten im Umkreis der Burg Wolfsegg ihr Gebiet erweitern und von den angrenzenden Wittelsbachern Boden erwerben. Diese lehnten das Angebot jedoch ab. Die Frau des Laberers ließ sich daraufhin auf ein Intrigenspiel ein und umgarnte auf Wunsch ihres Gatten den Wittelsbachischen Nachbarn – um sich prompt in ihn zu verlieben. Der eifersüchtige Gatte tötete seine Frau, die seither als „Weiße Frau“ in den Räumen der Burg spuken soll. Die Hadamarstraße wurde nach dem wohl berühmtesten Vertreter des Geschlechts benannt: Hadamar III. von Laber. Dieser dichtende Adlige wurde um 1300 geboren und verstarb nach 1354. Er ist urkundlich bedeutend besser bezeugt als sein oberpfälzischer Dichterkollege Reinmar von Brennberg. Die meisten Erwähnungen finden sich in den Jahren nach 1341. Er gehörte zu den Anhängern Ludwigs des Bayern bei dessen Auseinandersetzungen mit dem Papsttum. Diese enge Verbindung zum Hof setzte sich fort in der Beziehung Hadamars zu Markgraf Ludwig von Brandenburg, dem Sohn des Kaisers, der ihn 1354 zum Rat des Landes bestellte. Von diesem im Mittelalter hoch gerühmten Dichter ist uns heute leider nur ein Werk überliefert. Es handelt sich dabei um die wahrscheinlich im zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts entstandene „Jagd“, die uns in einer Vielzahl von mittelalterlichen Handschriften Jagdszene aus der Großen Heidelberger Liederhandschrift (Miniatur zum Minnesänger Kol von Nüssen) 17 Pizzeria Arch überliefert ist und 1850 vom gebürtigen Oberpfälzer Johann Andreas Schmeller erstmals herausgegeben wurde. In dieser verbreitetsten und einflußreichsten deutschen Minneallegorie, die nach dem Vorbild Wolframs von Eschenbach gestaltet ist, dient das Jagen nach einem edlen Wild als allegorisches Modell, um das Werben eines Mannes um eine Frau darzustellen. Der Jäger bricht in Begleitung von Hunden, deren Namen Eigenschaften und Gefühle, wie etwa Herze, Gelücke, Lust, Lieb, Leit, Staete und Trôst ausdrücken, am Morgen zur Jagd auf. Über mehrere bewegte Phasen erreicht die Jagd einen ersten Höhepunkt als das Wild, also die Frau, von den Hunden umzingelt wird. Allerdings wird dabei der draufgängerische Leithund Herze schwer verwundet und das „Wild“ kann entkommen. Nach einiger Zeit rafft sich der Jäger aus seinem Leid auf, sammelt seine zerstreuten Hunde und versucht erneut, das Wild zu stellen. Dies gelingt ihm auch, indem er das Wild zum zweiten Mal umzingelt. Doch da er zwar bereit ist, smutz und schrenke (Kuss und Umarmung) auf das Wild zu hetzen, nicht aber den Hund Ende, kann die Gejagte diesmal endgültig entkommen. Die allegorische Handlung der Jagderzählung wird immer wieder von Liebesklagen unterbrochen und durch Gespräche mit Jägern, die Ratschläge über die Art des richtigen Werbens erteilen. Durch die Strophenform, die Hadamar bei seinem Lehrgedicht verwendete, begründete er in der Gattung der Minnereden eine neue Form, die so eng mit seinem Namen verbunden blieb, daß sie noch bei den Meistersingern als des Labrers don bezeichnet wird. Hadamar galt im Mittelalter aber nicht nur als verehrungswürdiger Dichter, sondern auch als Autorität in Minnefragen, was viele Zitate in anderen spätmittelalterlichen Werken belegen. Einen Eindruck seiner Kunst vermittelt am 27. Juni um 20.00 Uhr das Clemencic Consort im Runtingersaal mit dem Gesprächskonzert „Eine musikalische Entdeckung Hadamars von Laber“. Literatur: Eberhard Dünninger: Reinmar von Brennberg. Hadamar von Laaber, 13. und 14. Jh., in: Bedeutende Oberpfälzer, hg. von Sigfrid Färber, Regensburg 1981, S. 32–37 Ingeborg Glier: Hadamar von Laber, in: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, hg. von Kurt Ruh u. a., Bd. 3, Berlin/New York 1981, Sp. 363–368 Johann W. Hammer/Peter Loeffler: Regensburger Straßennamen. Hundsumkehr & Roter Herzfleck, Regensburg 1980 Gustl Motyka: Die „Weiße Frau“ von Wolfsegg. Zur Geschichte einer Burg und ihres Phänomens, in: Landkreis Regensburg. Das große Heimatbuch der südlichen Oberpfalz, hg. von M. Baumann u. W. Brandl, Regensburg 1994, S. 85–89 Karl Stejskal: Zu Hadamar von Laber, in: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 22 (1878), S. 263–299
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