Fabian Weber / Michael Wackerbauer
Regensburger Musikgeschichte in Straßennamen
„Ich bin überrascht über die Vielseitigkeit der Spezialbegabung dieses Komponisten. Neben auserlesener Problematik von unerhörter Schwierigkeit, hart an der Grenze des Experimentellen findet man Chorsätze von volksliedhafter Frische und Natürlichkeit, Dokumente echtesten und erfreulichsten Musikantentums“ – so urteilte Joseph Haas über seinen Schüler Rudolf Eisenmann, dem dieser vorerst letzte Beitrag unserer Serie zur Regensburger Musik-geschichte in Straßennamen gewidmet ist. Georg Rudolf Eisenmann wurde am 17. Dezember 1894 als drittes Kind des Lehrers Christian Eisenmann und der Bürgermeisterstochter Frieda Pilhofer in Steinling bei Sulzbach-Rosenberg geboren. Nach mehreren Ortswechseln ließ sich die Familie in Postbauer bei Neumarkt (Besuch der Volksschule bis 1908) und später in Neustadt a. d. Aisch (Präparandenschule) nieder, bevor Eisenmann schließ-lich seine Ausbildung am Altdorfer Lehrerseminar antrat (Reifeprüfung 1913). Ab dem zehnten Lebensjahr erhielt er von seinem Vater ersten Klavier- und Geigenunterricht. Nach dem frühen Tod des Vaters im Juni 1910 setzte Ei-senmann seine musikalische Ausbildung am Altdorfer Lehrerseminar mit Unterricht in Klavier, Orgel, Violine, Gesang und Harmonielehre fort. Nach der Reifeprüfung betätigte sich Rudolf Eisenmann zunächst als Aushilfslehrer in Altdorf, Poppberg und Wildenreuth bei Weiden, unterbrochen vom Kriegseinsatz 1915–19 in Frankreich und Russland. Im Juni 1919 legte er in Regensburg seine zweite Lehrerprüfung ab und wurde ab Anfang Oktober an die protestantische Schule in Sulzbürg versetzt, wo er über 120 Schüler zu betreuen hatte. An allen Wirkungsstätten widmete sich Eisenmann der Leitung von Sänger- und Posaunenchören, immer auch mit dem Bestreben, sich auf musikalischem Gebiet weiterzubilden. Versuche, eine Anstellung in München oder Nürnberg zu erhalten, um nebenbei auch Studien u. a. in Kontrapunkt betreiben zu können, blieben erfolglos, weshalb er um 1920 Privatunterricht bei August Scharrer in Nürnberg nahm, der ihn neben Kontrapunkt auch in freier Komposition, Dirigieren und Instrumentation unterrichtete. Zum 1. September 1927 übernahm Eisenmann eine Lehrerstelle in Regensburg und war außerdem als Organist an der Neupfarrkirche tätig. Zwischen 1929 und 1932 vertiefte er seine Musikstudien bei Joseph Haas in München, der ihn – wie eingangs zitiert – sehr schätzte. Während des „Dritten Reiches“ suchte Eisenmann, der ab 1933 Mitglied der NSDAP und ab 1936 Kreischorleiter des Deutschen Sängerbundes (DSB) war, sein Fortkommen als getreuer Gefolgsmann der nationalsozialistischen Ideologie, was sich u. a. in den den Titeln seiner Werke aus dieser Zeit widerspiegelt: So komponierte Eisenmann Chorsätze wie Deutsches Werden: Über Deutschland heilige Erden (1938), eine Kantate für Kinderchor Deutscher Weg (1942) oder die „kleine vaterländische Kantate“ Bekenntnis Fabian Weber Eisenmannstraße Regensburger Musikgeschichte in Straßennamen Georg Rudolf Eisenmann (1894–1954) 17 deutscher Jugend (1943). Sein Engagement für das Nazi-Regime führte nach dem Krieg zu einem Berufsverbot bis zum Jahr 1949. Die Nachkriegsjahre überbrückte Eisenmann u. a. mit Aushilfstätigkeiten am Stadttheater, bis er ab September 1949 seine Lehrertätigkeit wieder aufnehmen durfte. Am 1. April 1954 starb Rudolf Eisenmann an den Folgen eines Schlaganfalls. Den Hauptteil der Werke Eisenmanns bilden Lied-vertonungen und Sätze für Männerchor, Letztere als einzige bis heute in Verlagsverzeichnissen und vereinzelt in Konzertprogrammen zu finden. Unter den Autoren der vertonten Texte befinden sich u. a. Hermann Löns, Christian Morgenstern und Theodor Storm sowie prominente Nazidichter wie Erwin Guido Kolbenheyer. Über 500 Einzelkompositionen zählte das OEuvre im Jahr 1947, darunter Klavier-, Orgel-, Kammermusik- und Orchesterwerke, aber eben auch zahlreiche Chorwerke und Stücke für Sologesang. Nach dem Krieg entstanden Kantaten und Bühnenmusiken wie z. B. 1950 die Musik zum Heimatstück Haug von Parsberg oder 1954 eine Agnes Bernauerin. Eine genauere Betrachtung des Schaffens Eisenmanns steht noch aus. Eine Ehrung erfuhr Eisenmann 1953 durch die Verleihung der Max-Reger-Medaille der Stadt Weiden. 1954 erhielt er posthum den Nordgaupreis des Oberpfälzer Kulturbundes für den Bereich Musik. 1956 wurde in der Stadt Regensburg zwischen dem Hochweg und dem Krankenhaus der Barmherzigen Brüder eine Straße nach der nicht unproblematischen Musikerpersönlichkeit benannt. Literatur: Karl Schwämmlein: Rudolf Eisenmann. Zum 100. Geburtstag des Oberpfälzer Komponisten, in: Die Oberpfalz und ihre Nachbarn aus dem ehemaligen Nordgau, hg. von Edda Preißl, Regensburg 1994, S. 148–150 Rudolf Eisenmann, in: Die Oberpfalz 31 (1937), S. 34 Fred K. Prieberg: Handbuch deutscher Musiker 1933–1945, o. O. 2004 (CD-ROM) Inh. Norbert Werber · Franz-von-Taxis-Ring 55 ·93049