Mälzels Magazin

Zeitschrift für Musikkultur in Regensburg

Schriftzug Mälzels Magazin
Hefte1999Nr. 2
mälzels magazin, Heft 2/1999, S. 3
URL: http://www.maelzels-magazin.de/1999/2_02_editorial.html

Uwe Müller

Editorial

Johann Nepomuk Mälzel, der Namensgeber unserer Zeitschrift, hat es nicht allzu lange in seiner Geburtsstadt Regensburg ausgehalten. Obwohl er hier schon früh mit Klavierunterricht seinen Lebensunterhalt bestreiten konnte, übersiedelte der gerade 20jährige nach Wien. Damals, 1792, fand der geschäftstüchtige Erfinder und Mechanikus in Regensburg für seine Branche nicht den geeigneten Wirtschaftsstandort, und Wien war unbestritten eine der großen europäischen Metropolen. Die anderen – Paris, London, Amsterdam – besuchte er auch noch. Mälzel war viel unterwegs, sogar in Nord- und Mittelamerika, und wußte sein Auftreten stets gewinnbringend zu gestalten. Er zeigt sich nicht nur in seiner Mobilität als ‚moderner‘ Mensch. Pragmatisch (Klavier- und Orgelspiel hatte er zugunsten des ‚Automatenbaus‘ aufgegeben), den prüfenden Finger am Puls der Zeit, hatte er nicht nur Talent für die Herstellung seiner Produkte, sondern auch für ihre Vermarktung und ging dabei mitunter recht skrupellos vor. Er hatte Kontakt zu den bedeutendsten Komponisten und einflußreichsten (d. h. nützlichsten) Persönlichkeiten seiner Zeit, und fand unter ihnen seine zahlungskräftige Kundschaft. Die Faszination der Technik, der Mälzel erlag, wirkt bis heute fort: durch eine Maschine erledigen zu lassen, was sonst nur ein Mensch kann. Das mag bei einer Waschmaschine sehr prosaisch anmuten, wieviel anders aber bei einem Musikinstrument. Sein Panharmonicon ist im weiten Sinne als Vorstufe zum heutigen Synthesizer anzusehen, der in weiten Bereichen die akustischen Instrumente schon ersetzt hat. Wie rückständig manche immer noch sind, hier mit menschlicher Puste und Muskelkraft, dort mit Schweinedarm und Pferdehaaren Instrumente zum Erklingen zu bringen!

Anders als Mälzel hat GMD Guido J. Rumstadt das Orgelspiel nicht aufgegeben. Zum Glück möchte er auch nicht das Philharmonische Orchester durch ein neues Panharmonicon ersetzen. Als dritten Organisten im Bunde lernen wir schließlich Franz J. Stoiber näher kennen, der seinen Dienst in der Nachbarschaft von Mälzels Geburtshaus erfüllt.

© mälzels magazin 1998–2005
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