Raymond Dittrich / Magnus Gaul
Zum 125jährigen Bestehen der Kirchenmusikschule
Wer vor dem Haupteingang der Regensburger Kirchenmusikschule in der Andreasstraße in Stadtamhof steht, liest auf einer neben dem Eingang angebrachten Tafel: Fachakademie für katholische Kirchenmusik und Musikerziehung – Affiliiert mit der Päpstlichen Hochschule für Kirchenmusik Rom. Diese Aufschrift läßt nicht erahnen, daß das Institut vor 125 Jahren aus einer weder Kosten noch die Überwindung von Widerständen scheuenden Privatinitiative hervorgegangen ist.
Seit der Kanoniker Carl Proske (1794–1861) und der Chorregent an der Alten Kapelle Johann Georg Mettenleiter (1812–1858) in der Mitte des vorigen Jahrhunderts für eine kirchenmusikalische Reform eintraten und sie in Theorie und Praxis umzusetzen begannen, erstarkte Regensburg zu einer zentralen Pflegestätte kirchlicher Musik. Deren Ausführung setzt jedoch eine fundierte Ausbildung voraus. Es war daher nur konsequent, wenn Stimmen laut wurden, die für die Gründung eines Instituts zur Fort- und Weiterbildung katholischer Kirchenmusiker plädierten. Als erster scheint Franz Xaver Witt, der bereits 1868 den Allgemeinen deutschen Cäcilienverein gründete, der Idee öffentlich Ausdruck verliehen zu haben. Auf der 2. Generalversammlung des Cäcilienvereins in Regensburg formulierte er 1869: „Und wenn mich Jemand fragt, wie es so oft geschieht: Wie kann man in diesem oder jenem Orte die Kirchenmusik reformieren? so weiß ich keine Antwort als die: Sehet euch zuerst um einen Dirigenten um, der weiß, wie die Kirchenmusik sein soll, der Fähigkeit, Energie, Eifer besitzt ... Der allein kann euch helfen. Wie aber kann ein Dirigent sich ausbilden? Nur durch eine Schule.“
Es blieb nicht bei Worten. Bis 1874, dem Gründungsjahr der Schule, gingen 1433 fl. auf Spendenaufrufe Witts hin ein. 1000 fl. stammten allein von Witt. Von den von ihm veranschlagten 40.000 Thlr. war diese Summe freilich noch weit entfernt.
Dennoch wurde noch in demselben Jahr die Schule als Privatunternehmen eröffnet, und zwar Dr. Witt vom Regensburger Domkapellmeister Franz Xaver Haberl (1840–1910), der sämtliche finanzielle Kosten trug. Die Initiative Haberls hat sein Verhältnis zu Witt nachhaltig getrübt, war doch letzterer der eigentliche Vater des Gedankens, während nun Haberl als Gründer und erster Direktor der Schule gefeiert wurde.
Am 1. November 1874 trat der erste Kurs mit drei Schülern und vier Dozenten zusammen. Neben Haberl, der die Fächer Gregorianischer Choral, Partiturspiel, Dirigieren, Methodik des Gesangsunterrichts, Bibliographie und Formenlehre unterrichtete, wirkten als weitere Lehrkräfte Stiftskapellmeister Michael Haller (Kontrapunkt, polyphoner Satz), der geistliche Rat Georg Jacob (Ästhetik, Liturgie, Geschichte der Kirchenmusik) und Domorganist Joseph Hanisch (Harmonielehre, Orgelspiel, Improvisation).
Im Juni des darauffolgenden Jahres erwarb Haberl auf eigenes Risiko das Weingasthaus „Zum weißen Roß“ am Kornmarkt und ließ es zweckentsprechend umbauen und einrichten. Im November begann dort der zweite Kurs mit sieben Teilnehmern. Um die wirtschaftliche Lage der Schule zu stabilisieren, entschloß sich Haberl zur Auflage einer Lotterie mit vierprozentigen Losen à 10 Mark an dem geschätzten Kapitalwert von 60.000 Mark. Im Verlauf von zwölf Jahren sollten die Anteile ausgelost und zurückbezahlt werden. Haberl war durchaus erfindungsreich, wenn es galt, den finanziellen Rückhalt der Schule zu sichern. So gründete er 1876 den „Caecilienkalender“, der zum eigentlichen Publikationsorgan der Schule wurde. Im Vorwort der ersten Ausgabe formulierte er Sinn und Ziel der Zeitschrift: „Also: ‚Was wollen wir mit dem Cäcilienkalender?‘ – ‚Geld für die kirchliche Musikschule in Regensburg!‘ – ‚Das ist ja die reinste Bettelwirtschaft!‘ – ‚Ja und Nein! – Wir betteln – aber wir geben auch entsprechendes dagegen.‘ Und wenn die verehrlichen Käufer des Cäcilienkalenders vorliegende stattliche Bogenzahl genau durchmustern, dann werden sie bekennen müssen: ‚Das sind doch noble Bettler‘! sehen Sie, meine Herren, trotz der herrlichen Ausstattung und dem wohlfeilen Preise fällt dennoch ein schönes Stück für die Musikschule ab, wenn 6000 Exemplare verkauft, also 2000 Thaler vereinnahmt werden. Nun hoffe ich aber auf 10.000 Exemplare und noch mehr ...“. Der Caecilienkalender wird bis in die Gegenwart als Kirchenmusikalisches Jahrbuch fortgesetzt.
Bis zum Tode Haberls im Jahr 1910 erfuhr die Schule zahlreiche Erweiterungen, die Umzüge in neue Räumlichkeiten nach sich zogen, zunächst in die Von-der-Tann-Straße, ab 1886 dann in das damals noch weitgehend unbebaute Ostenviertel an der Ecke Reichsstraße-Sedanstraße, wo die Schule für nahezu ein Jahrhundert (1886–1978) ihren Sitz fand. Die rechtliche Stellung der Musikschule konsolidierte sich mit ihrer Überführung in eine kirchliche Stiftung unter dem Protektorat des Regensburger Bischofs Antonius von Henle am Caecilientag 1909. Der sehnlichste Wunsch Haberls erfüllte sich hiermit, nachdem Henles Vorgänger, Bischof Ignaz von Senestrey, es abgelehnt hatte, die Schirmherrschaft über eine Stiftung „Kirchenmusikschule Regensburg“ zu übernehmen. Aufschlußreich ist die Stiftungsurkunde vom 22. November 1909, mit der Haberl seine Privatgebäude der Stiftung übergab. So heißt es in der Abschrift, die in der heutigen Fachakademie für katholische Kirchenmusik und Musikerziehung aufbewahrt wird u. a.: „Zweck der Kirchenmusikschule ist die weitere Ausbildung von musikkundigen katholischen Männern, Priestern wie Laien, in katholischer Kirchenmusik, insbesondere für den katholischen Kirchenchor und im liturgischen Gesang… – Ich übergebe der Stiftung: a) Das Anwesen Haus Nr. 10 an der Reichsstrasse in Regensburg, die bisherige Kirchenmusikschule mit Musiksälen, Zimmereinrichtungen u.s.w. kurz mit dem gesamten Inventar, ferner den Nebenbau mit Orgelsaal und der gesamten dort untergebrachten Bibliothek sowie den dazugehörigen Zier- und Obstgarten… b) Das Anwesen Haus Nr. 9 an der Sedanstrasse in Regensburg, bestehend aus Wohnhaus, Hofraum, Ziergärtel und einem Zier-, Gemüse- und Obstgarten ...“
Schüler der ersten Kurse kehrten inzwischen als Dozenten zurück, unter ihnen Carl Hubert Cohen (Absolvent des 2. Kurses 1875/76, lehrte von 1876 bis 1879 Liturgik und Kirchenlatein), Ignaz Mitterer (Absolvent des 3. Kurses 1876/77, vertrat Haberl während dessen Italienaufenthalts von 1882 bis 1885 als Dozent und Domkapellmeister) und Joseph Renner jun. (Absolvent des 10. und 11. Kurses 1883/85, unterrichtete von 1894 bis 1934 Orgelspiel, Choralbegleitung, Harmonielehre, Instrumentation und Orgelkunde und war zugleich als Domorganist tätig). Franz Xaver Engelhart, seit 1891 Domkapellmeister, trat 1892 der Lehrerschaft bei.
Um den Musikschülern Gelegenheit zu geben, die gottesdienstliche Liturgie in der Praxis einzuüben, plante Haberl den Bau einer Kirche unmittelbar neben der Schule. „Eines aber fehlt noch“ – schrieb er 1899 im Kirchenmusikalischen Jahrbuch – „nämlich ein Gotteshaus neben der Kirchenmusikschule, in welchem ohne jede Verpflichtung oder Belastung des Institutes, den sich heranbildenden oder bereits fortgeschrittenen Schülern Gelegenheit gegeben ist, den liturgischen Gottesdienst auf das genaueste nach den Vorschriften der Kirche, zeitweise, und ohne Störung der pfarrlichen Kirchenverrichtungen, also ganz nach Gelegenheit und freier Wahl, zu pflegen.“ Ein eigens gegründeter Kirchenbauverein erließ Spendenaufrufe; allein das fürstliche Haus Thurn und Taxis stellte einen Betrag von 20.000 Mark zur Verfügung. Zur Feier des 25jährigen Bestehens der Schule im August 1901 war die unter dem Patrozinium der Hl. Cäcilia – der Schutzpatronin der Musik – stehende neuromanische Kirche im Rohbau fertiggestellt. Die Benediktion fand am 5. Oktober 1902 statt. Zur Feier des ersten Patroziniumfestes (22. November 1902) komponierte Michael Haller seine fünfstimmige „Cäcilienmesse“ über die Töne der Kirchenglocken C, d, e, g, a. (Die Messe wird am 22.11.1999 wiederum in der Regensburger Cäcilienkirche aufgeführt werden.)
Als Haberl 1910 starb, hinterließ er die Schule in gesicherten Verhältnissen. Nach seinem Tode übernahm Karl Weinmann die Leitung. Weinmann war 1895 Absolvent des 21. Kurses und gehörte schon vor 1910 dem Lehrkörper an. Er unterrichtete zunächst Ästhetik und Musikgeschichte, später auch Gregorianischen Choral und polyphonen Gesang, Dirigieren und Liturgik sowie Geschichte der Kirchenmusik. 1911 berief er den Priester und Komponisten Peter Griesbacher ins Lehrerkollegium mit den Fächern Kontrapunkt, Komposition und Formenlehre.
Die Kriegsjahre und die daraus entstandene Inflation beeinträchtigten die Arbeit der Kirchenmusikschule erheblich und gefährdeten ihren Fortbestand. Immerhin gelang es Weinmann nach dem Eintritt stabiler Währungsverhältnisse, einen jährlichen Zuschuß des bayerischen Staates in Höhe von 5000 Mark zu erlangen. Um die aber weiterhin bestehenden Schwierigkeiten zu überwinden, stellte Weinmann 1924 Gedanken zu einer Übernahme der Kirchenmusikschule Regensburg auf die Stadt Regensburg an. Aus diesem zeitgeschichtlich hochinteressanten Dokument, das sich im Besitz der Bischöflichen Zentralbibliothek befindet, geht hervor, daß bereits 1905 und 1919 die Staatsregierung ihr Interesse bekundete, die Kirchenmusikschule der Kgl. Akademie der Tonkunst in München anzugliedern und in die Landeshauptstadt zu verlegen, was jedoch an dem Widerstand der Regensburger scheiterte.
1929 starb Karl Weinmann, ohne seine Pläne einer Übernahme der Kirchenmusikschule durch die Stadt verwirklichen zu können. Als dringendste Aufgabe für die Zukunft stellte sich, die staatliche Anerkennung der Schule zu erlangen. Die kommissarische Leitung der Schule übernahm zunächst Peter Griesbacher. Mit der Durchführung einer grundlegenden Reorganisation betraute Bischof Michael Buchberger jedoch den bisherigen Direktor der staatlichen Akademie für Kirchen- und Schulmusik in Berlin, Carl Thiel (1862–1939). Als neuer Direktor (ab 1930) erarbeitete Thiel einen neuen Lehrplan und dehnte die Studiendauer von einem halben Jahr auf zwei Jahre aus. Bereits 1931 wurde die staatliche Anerkennung erreicht, und im Mai des folgenden Jahres traten die neuen Bestimmungen für die Reifeprüfung in Kraft.
Ab dem Schuljahr 1939/40 wurde der Priester Ferdinand Haberl (1906–1985) mit der Leitung der Schule betraut. Er stand vor der Aufgabe, das Institut durch die schweren Kriegs- und Nachkriegsjahre zu führen. Zwar stieg die Schülerzahl auch während des Krieges zunächst noch an, doch mußte ab Oktober 1944 der Unterrichtsbetrieb eingestellt werden. Unter eingeschränkten Bedingungen konnten die Kurse ab August 1945 wieder beginnen; aber erst 1950 stand das Gebäude an der Reichsstraße, das der Bevölkerung seit 1945 als Infektionskrankenhaus diente, wieder für kirchenmusikalische Ausbildungszwecke zur Verfügung. Erst seit 1940 waren auch weibliche Studierende zugelassen, wodurch die Bildung eines gemischten Chores ermöglicht wurde.
Das für die Geschichte der Kirchenmusikschule wohl bedeutendste Ereignis unter Haberls Direktion war der Anschluß an das römische Kirchenmusikinstitut im Jahr 1959 mit dem Recht der Verleihung des akademischen Titels „Baccalaureat“ in den Fächern Choral, Komposition und Orgelspiel. 1970 wurde Ferdinand Haberl zum Präsidenten des Pontificio Istituto di Musica Sacra ernannt; seine Nachfolge in Regensburg trat der ehemalige Schüler der Anstalt, der Würzburger Domkapellmeister Franz Fleckenstein an, unter dem 1978 die Verlegung der Schule nach Stadtamhof erfolgte, wo sie seit 1988 von dem derzeitigen Direktor, Hubert Velten, geleitet wird.
In Anbetracht des historischen Weges, der nicht nur der Kirchenmusikschule eine ruhmreiche Entwicklung bescheinigt, sondern den Ruf der Stadt Regensburg als Kirchenmusikstadt bis auf den heutigen Tag entscheidend mitgeprägt hat, muß für die derzeitige Ausbildungssituation eingeräumt werden, daß trotz der Entfaltung des Instituts das Berufsbild des ‚Kirchenmusikers‘ ins Wanken geraten ist, nicht zuletzt bedingt durch liturgische Veränderungen. Für einen Großteil der Studierenden und Absolventen stellt sich mittlerweile eine Entscheidung, den musikalischen Dienst in der Kirche ausschließlich zum Inhalt der beruflichen Praxis werden zu lassen und auch langfristig beizubehalten, als schwieriges Unterfangen dar. Dieser Sachverhalt, der nicht nur von Regensburg, sondern ebenso von zahlreichen anderen kirchenmusikalischen Ausbildungsstätten her hinlänglich bekannt ist, mag in dem Mangel an geeigneten hauptamtlichen Stellen und einer insgesamt prekären Anstellungssituation begründet liegen. Das historisch motivierte Programm der Kirchenmusikschule, eine fundierte Ausbildung im Dienste der ‚Musica Sacra‘ zu schaffen, muß damit relativiert und zumindest im Ansatz auf seine aktuellen Möglichkeiten überprüft werden.
Seit geraumer Zeit reagiert auch das Ausbildungsangebot der ältesten Kirchenmusikschule der Welt auf die Erfordernisse des Berufslebens. Mit der Ausweitung der Kirchenmusik- auf die Musiklehrerausbildung wurde bereits im Jahre 1973 der Versuch unternommen, dem Kirchenmusiker ein erweitertes Betätigungsfeld zu erschließen. Die Umwandlung des Instituts in eine „Fachakademie für katholische Kirchenmusik und Musikerziehung“, die im Zuge der Entwicklung vollzogen werden konnte, zielte bereits zu diesem Zeitpunkt darauf ab, die Absolventen mit einer zusätzlichen Qualifikation auszustatten. Die mit dieser Maßnahme einhergehende Ausweitung des Fächerkanons wurde auch in der Folgezeit beibehalten und fortwährend bereichert. Seit 1989 besteht nun für die Studierenden die Möglichkeit, in Zusammenarbeit mit einer bayerischen Staatlichen Hochschule für Musik (München oder Würzburg) die Diplomprüfung in Klavier und Orgel abzulegen, also in den Fächern, die bereits im Kirchenmusikstudium als Schwerpunkt der Ausbildung unterrichtet werden. Eine weitere Bestimmung zur Verbesserung der Kooperation passierte den bayerischen Landtag im Dezember 1996. Unlängst fielen die ständigen Bemühungen um eine Ausweitung des Studienabschlusses erneut auf fruchtbaren Boden, als mit der Unterzeichnung eines neuerlichen Kooperationsvertrages auch der Bereich Kirchenmusik einbezogen und den Studierenden damit die Möglichkeit geschaffen wurde, ihren Studiengang in Zukunft mit einem Hochschulabschluß, der sogenannten ‚B-Diplomprüfung‘, abzuschließen. Trotzdem konnte bisher der entscheidende Schritt, die Erhebung zur eigenständigen Hochschule für Kirchenmusik, noch nicht vollzogen werden, ein Desiderat, das in entscheidender Weise zur Sicherung der Zukunft des renommierten Instituts beitragen könnte.
Die Einrichtung des Hauses – davon kann sich der interessierte Beobachter überzeugen – wartet mit einer vorzüglichen Ausstattung auf, die sich vor anderen Bildungseinrichtungen nicht zu verstecken braucht. So orientieren sich die durchdachte räumliche Aufteilung des Unterrichtsbetriebs, die Vielzahl der Instrumente, die auf die spezifischen Ansprüche ausgerichtet sind, das Computerstudio, um nur einige wenige Maßnahmen zu nennen, an den aktuellen Erfordernissen des Lehrbetriebs. Seit einigen Jahren sind es trotzdem nicht wenige Absolventen der Kirchenmusikschule, die ihre Fähigkeiten konsequenterweise in einem Zusatz-/ Aufbaustudium an einer anderen Bildungseinrichtung erweitern. Sie begegnen damit der Gefahr, der jede einseitige Spezialisierung ausgesetzt ist, ein Studium an der beruflichen Realität vorbei zu betreiben. Die weitere Öffnung des Instituts könnte hier durchaus neue Perspektiven im Studienbetrieb schaffen. Eine Zusammenarbeit mit der Universität Regensburg beispielsweise, bei der die jeweils unterschiedlich akzentuierten Stärken der Institute eingebracht werden könnten, würde zusätzliche Möglichkeiten für alle Studierenden eröffnen. Es scheint, daß gerade im Interesse an einem breiten Spektrum beruflicher Einsatzmöglichkeiten hier neue Chancen der gegenseitigen Annäherung bestehen, ein Sachverhalt, der für die in Regensburg zu belegenden Studiengänge Kirchenmusik, Musikpädagogik und Musikwissenschaft gleichermaßen gilt.
Die Vorteile, die sich aus einer derartigen Kooperation ergeben könnten, dürften gerade im Hinblick auf die Praxis wertvoll sein. Auch für einen angehenden Kirchenmusiker ist möglicherweise die Ableistung eines ‚Praktikums‘, bei dem er bereits frühzeitig sein Arbeitsfeld kennenlernen kann, hilfreich in seinem beruflichen Entscheidungsprozeß. Neben weiteren Studienabschlüssen könnte der universitäre Rahmen möglicherweise auch das Verbringen eines Gastsemesters an einem Institut des benachbarten Auslands fördern. Im übrigen stellt sich die Frage, warum aus der alten „Affiliatio“ zwischen der Kirchenmusikschule und dem Pontificio Istituto di Musica sacra im Lauf der Jahre nicht schon längst ein konkreter Austausch im Lehrbetrieb und im Studienprogramm entstanden ist.
Die Regensburger Kirchenmusikschule blickt im Sommer dieses Jahres auf ihr 125jähriges Bestehen zurück. Eine Dokumentationsausstellung zur Geschichte der Kirchenmusikschule ist noch bis zum 16. Juli 1999 im Foyer der Bischöflichen Zentralbibliothek Regensburg, St. Petersweg 11–13, zu besichtigen. Insbesondere in der Festwoche vom 10.–17. Juli finden zahlreiche Konzerte statt, in denen sich Studierende und Dozenten musikalisch vorstellen. Vorläufiger Höhepunkt wird der Festakt am 17. Juli im Velodrom sein – gestaltet als Staatsempfang durch den bayerischen Staatminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Hans Zehetmair –, bei dem das Brucknersche „Te deum“ aufgeführt wird. Zu dem freudigen Anlaß seien allen Verantwortlichen, Dozenten und nicht zuletzt den Studierenden die besten Wünsche ausgesprochen. Mit dem Blick in die ruhmreiche Vergangenheit, dem in den Wochen des Jubiläums zu Recht besondere Beachtung geschenkt wird, sei jedoch gleichzeitig der Mut verbunden, eine fundierte kirchenmusikalische Ausbildung weiterhin selbstbewußt zu vertreten, sich jedoch auch um eine realitätsnahe, pragmatische Ausrichtung des Lehrangebots zu bemühen, nicht um ihrer selbst willen, sondern im Interesse aller Studierenden und einer zukunftsorientierten musikalischen Ausbildung.