Mälzels Magazin

Zeitschrift für Musikkultur in Regensburg

Schriftzug Mälzels Magazin
Hefte2000Nr. 4
mälzels magazin, Heft 4/2000, S. 3
URL: http://www.maelzels-magazin.de/2000/4_02_inhalt.html

Michael Wackerbauer

Editorial

Man hatte es schon geahnt: Mälzel würde es sich nicht nehmen lassen, auf der größten internationalen Schau dieses Jahres aufzutreten. London, Paris, New York – er war eben schon immer überall dort anzutreffen, wo er den attraktivsten Markt für seine spektakulären Errungenschaften witterte. Mälzel durfte auf der Expo nicht fehlen! Seine Rolle diesmal: Protagonist einer Oper. Nach Beethoven, Ligeti und vielen anderen ließ sich nun erstmals ein Regensburger Komponist, der wie einst Mälzel sein Glück fern der Heimat sucht, von dem unermüdlichen Konstrukteur zu einer Komposition inspirieren. Neu ist, daß nicht einer der Automaten aus Mälzels Produktion den Schöpfergeist des Tonsetzers weckte, sondern des Maschinisten Lebensgeschichte selbst.

Als Sohn eines Regensburger Orgelbauers waren dem jungen Mälzel sicherlich die Instrumente Franz Jakob Späths bekannt, eines weithin renommierten Kollegen seines Vaters. So kann man spekulieren, ob er auch einmal auf der Bank der Späth-Orgel in St. Oswald Platz genommen haben mag, einem besonders wertvollen Denkmal, das heuer seinen 250. Geburtstag feiern konnte. Als Geschenk erfuhr das Instrument eine intensive kunstgeschichtliche Erforschung, deren Resultate Martina Topp in der vorliegenden Nummer präsentiert.

Mit ihrer rekonstruierten Disposition ermöglicht die Späth-Orgel eine klangliche Zeitreise ins 18. Jahrhundert. Ähnliches gelang im vergangenen Sommer dem Theater Regensburg in Zusammenarbeit mit dem Institut für Musikwissenschaft der Universität Regensburg. Ein weithin vergessener Kassenschlager der Mozart-Zeit, Giovanni Paisiellos Opera buffa La Frascatana, wurde in der Regensburger Singspielfassung von 1783 der Stille der Thurn und Taxis Hofbibliothek entrissen und mit großem Erfolg auf die Bühne gebracht. Der Zutritt zu dem spritzigen Opernspektakel blieb dem elfjährigen Johann Nepomuk seinerzeit sicherlich verwehrt ...

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