Mälzels Magazin

Zeitschrift für Musikkultur in Regensburg

Michael Wackerbauer

Editorial

Anmerkung 108: „Verwundert las ich, der Gruß im Gotthardstal sei Allegro! – Denn nie wurd’ ich in Wetzlar, in Regensburg oder Wien anders gegrüßt als: Andante di molto! – zuweilen jedoch: Allegro ma non troppo!“

Was Jean Paul – gemünzt auf die langsame Arbeitsweise von Reichsinstitutionen – dem Zirkelbrief des Feldpredigers Attila Schmelzle an seine Freunde in einer der willkürlich unter den Text gesetzten Noten anfügt, läßt sich frei auf Mälzels Magazin übertragen: Der „hohen“ Frequenz einer vierteljährlichen Erscheinungsweise (Allegro) kann so mancher angekündigte Beitrag (immer S. 23 rechts oben) nicht folgen (ma non troppo); in einer der nächsten Ausgaben hat er sich allemal gefunden. Ein Ritardando aus „Schlendrian“ ist allerdings meist nicht der Grund der Verzögerung; vielmehr drängeln sich immer wieder aktuelle Themen auf die Druckfahne. Die Musikkultur in Regensburg sprengt eben regelmäßig das vorgegebene Volumen von 24 Seiten.

Im gleichen Jahr, in dem Jean Paul für Schmelzles Reise nach Flätz einen Verleger fand, erfuhr Regensburg eine seiner schmerzlichsten Zerstörungen. 1809 stand Napoleon vor Regensburg, was vor allem das Areal um das Peterstor zu spüren bekam: Opfer der Beschießung am 23. April wurde u.a. das ehem. Jesuitenkolleg St. Paul, dem der Besuch eines gewissen Kaufmanns Moeller (in der Montagschen Buchhandlung am Ort als J. W. Goethe enttarnt) im Jahre 1786 zu Unsterblichkeit verhalf: „Ich verfügte mich gleich in das Jesuitenkollegium, wo das jährliche Schauspiel durch Schüler gegeben ward, sah das Ende der Oper und den Anfang des Trauerspiels. [...] Auch diese öffentliche Darstellung hat mich von der Klugheit der Jesuiten aufs neue überzeugt.“ Über die frühe Phase des theatralischen Engagements der Societas Jesu in Regensburg seit den 1590er Jahren berichtet Franz Körndle – wie angekündigt – in der vorliegenden Ausgabe.

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