Juan Martin Koch
Zur szenischen Uraufführung von Walter Braunfels’ Oper „Der Traum ein Leben“
Bevor sich in der kommenden Spielzeit Intendantin Marietheres List mit dem bisher vielleicht interessantesten Opernspielplan verabschiedet, hält die laufende Saison noch eine ausgesprochene Rarität bereit: Mit der Produktion der Oper „Der Traum ein Leben“ von Walter Braunfels kommt am 24. Mai 2001 ein in den 1930er Jahren entstandenes Werk zum ersten Mal überhaupt szenisch zur Aufführung.
Braunfels zählte bis zur Machtergreifung zusammen mit Richard Strauss und Franz Schreker zu den angesehensten deutschen Opernkomponisten. 1933 wurde er wegen eines jüdischen Elternteils und seiner offenen Ablehnung gegenüber dem Nationalsozialismus von seinem Amt als Direktor der Kölner Musikhochschule suspendiert; an die damit jäh abgeschnittene Rezeption seiner Werke konnte er auch nach dem Krieg nicht anknüpfen. Erst im Rahmen der Decca-CD-Serie „Entartete Musik“ wurde er mit einem seiner Hauptwerke, der 1920 uraufgeführten Oper „Die Vögel“ nach Aristophanes, einer breiten Öffentlichkeit wieder ins Gedächtnis gerufen.
Sein Interesse und seine Kompetenz für Braunfels hat Regensburgs GMD Guido Johannes Rumstadt schon mit der musikalischen Leitung der an der Wiener Volksoper 1999 herausgekommenen Produktion der „Vögel“ unter Beweis gestellt. Seiner Initiative ist es nun zu verdanken, daß die Oper, die Braunfels in den Jahren 1934–37 nach dem gleichnamigen „dramatischen Märchen“ Franz Grillparzers schrieb, in Regensburg seine szenische Uraufführung erlebt (1950 gab es lediglich eine „Ursendung“ im Hessischen Rundfunk).
Die seit Calderón immer wieder ausgesponnene Idee der Ambiguität von Realität und Traum verbindet sich hier mit Motiven des Märchens. Der Ruhm, mit dem die Hauptfigur Rustan seinem Leben Glanz zu verleihen hofft, schlägt im Traum um in die Gewalttätigkeit seiner Machtphantasien, in denen er sich von seinem Sklaven Zanga (der dunkle Seite seines Ich) bestärkt sieht. In der Inszenierung Alois Michael Heigls wird das Stück, so Dramaturg Andreas Bronkalla, unter anderem mit der Frage konfrontiert werden, ob es mit der „exponiert herausgestellten Frage nach der Legitimation von Macht“ tatsächlich politische Brisanz enthält.
Braunfels’ expressive, „moderat moderne Klangsprache“ (Bronkalla), der an Wagner und Strauss geschulte groß besetzte Orchestersatz und die anspruchsvollen Gesangspartien werden dem Philharmonischen Orchester und dem Ensemble um Sally du Randt (Mirza), Michael Waldenmaier (Rustan) und Adam Kruzel (Zanga) reizvolle Aufgaben bieten.
Premiere: 24. Mai 2001, 19.30 Uhr im Velodrom