Juan Martin Koch
Von außen betrachtet nimmt die Zukunft des Regensburger Theaters schon die ein oder andere Kontur an. Die Fassade des angestammten Domizils am Bismarckplatz zeigt sich von Gerüsten befreit, bereit für kommenden Glanz, das Velodrom bleibt als zusätzlicher Spielort für passendes Repertoire erhalten. Die Aussicht auf die künftige künstlerische Ausrichtung indes bleibt gezwungenermaßen blasser konturiert. Zwar verabschiedet sich die scheidende Intendantin Marietheres List mit einem wenn nicht mutigen, so doch klare Akzente jenseits des Mainstream setzenden Musiktheaterspielplan: Massenets „Werther“, Webers „Oberon“, d’Alberts „Tiefland“, Bellinis „La Straniera“ und Händels „Alcina“, dazu zeitgenössische Werke von Bibalo und – dies als einziger Einwand – erneut Glanert. Doch was das Regensburger Publikum vom neuen Intendanten Ernö Weil ab der Spielzeit 2002/03 erwartet darf, ist eine Frage, die nicht nur offen ist, sondern auch zu einer gewissen Skepsis Anlaß gibt. Zum einen haben sich die Häuser, für die Weil bisher verantwortlich war, nicht unbedingt einen überregional weit ausstrahlenden Ruf erspielt, zum anderen sorgte Weil weniger mit inhaltlichen Ankündigungen für Aufsehen denn durch seine – gelinde gesagt – unsensiblen Personalentscheidungen.
An die Stelle verfrühter Urteile sollte nun aber eher eine Diskussion darüber treten, welche Wünsche seitens einer engagierten Öffentlichkeit an das Theater heranzutragen wären. Zum einen, um sich nicht vor vollendete Tatsachen eines möglicherweise vorsichtigeren, allein auf stumme Mehrheiten setzenden Spielplans gestellt zu sehen, zum anderen, damit das Theater Regensburg noch stärker zu einem Theater der Regensburger wird: mit Gelegenheiten zu aktiver Mitgestaltung gerade eines jungen Publikums (wozu ja Ansätze vorhanden sind) und mit der Option, als wichtigste Kulturinstitution der Stadt auch weiterhin Akzente jenseits betriebswirtschaftlicher Erfolgsmeldungen und kulinarischer Beschwichtigung zu setzen.