Juan Martin Koch
Als ein weiteres bayerisches Vorzeigeprojekt in Sachen Kultur war sie im Jahr 2000 eröffnet worden, die dritte Musikakademie des Freistaates im prächtig renovierten Schloß Alteglofsheim. Finanzierung und Trägerschaft durch einen kommunalen Zweckverband galten als gelungenes Beispiel eines konzertierten Kraftaktes. Drei Jahre danach fällt die Bilanz weniger euphorisch aus, wie in unserem Interview mit dem neuen Direktor Frank Ebel nicht nur zwischen den Zeilen zu lesen ist. Ein echtes inhaltliches Profil – auf diesen verkürzten Nenner muß man es wohl bringen – hat die Akademie bisher kaum entwickeln können. Den ganz auf die historischen Räumlichkeiten zugeschnittenen Hochglanzprospekten entsprechend verstand sich die Institution bisher vornehmlich als Nobelherberge für auswärtige Ensembles, die hier ihre Probenphasen absolvieren. Zu wenig für eine Institution dieses Anspruchs. Und um so mehr zu tun für Frank Ebel, der mit der schonungslosen Bestandsaufnahme aber schon einen ersten wichtigen Schritt getan haben dürfte.
Eher zaghafte Schritte waren in Regensburg bisher in Sachen Kulturhauptstadt Europas zu konstatieren. Hans Schaidinger, der seinen Vorstoß bei der Eröffnung der 1803-Ausstellung so visionär zu formulieren wußte, daß er weitgehend unbemerkt blieb, kann zwar auf eine breite Zustimmung zu dem ehrgeizigen Vorhaben an sich bauen, Zeitpunkt und Vorgehensweise riefen aber Skepsis und Kritik hervor. Zu knapp scheint die Frist bis zum Bewerbungsschluß, zu undurchsichtig die Entscheidungsfindung. Bezeichnenderweise hat dieses Vorgehen auch die bisherige Diskussion bestimmt, während über Inhalte kaum gesprochen wurde. Und so besteht die Gefahr, daß der einzigartige Charme einer mittelalterlichen und zugleich modernen Stadt als Selbstläufer mißverstanden wird, dem das Etikett Kulturhauptstadt ohne weiteres aufzukleben ist. Die Hoffnung, daß zu einer hochwertigen Verpackung der entsprechende Inhalt sich schon finden werde, hat sich aber nicht nur in Alteglofsheim als trügerisch erwiesen.