Mälzels Magazin

Zeitschrift für Musikkultur in Regensburg

Schriftzug Mälzels Magazin
Hefte2003Nr. 2
mälzels magazin, Heft 2/2003, S. 13–15
URL: http://www.maelzels-magazin.de/2003/2_05_ebel.html

Andreas Kolb

Auf dem Weg zum Kulturfaktor in der Region

Frank Ebel, der neue Direktor der Musikakademie Schlß Alteglofsheim, im Gespräch

Nach längerer Vakanz trat am 1. April 2003 Frank Ebel die Nachfolge von Regine Glöckner als Direktor der im Jahr 2000 eröffneten Bayerischen Musikakademie Schloß Alteglofsheim an. Ebel, der Trompete, dann Musikwissenschaft und Kunstgeschichte studierte, ist seit 1991 in der Erwachsenenbildung tätig: zunächst als Referent und stellvertretender Leiter der Landesmusikakademie NRW, über zwei Jahre als Kulturmanager in den USA und seit 1998 als Generalsekretär des Internationalen Arbeitskreises für Musik in Kassel. Andreas Kolb sprach mit dem neuen Schloßherrn. Mälzels Magazin: Beschreiben Sie unseren Lesern den Eindruck, den Sie bei Amtsantritt von der Akademie hatten. Frank Ebel: Was ich in dieser Akademie vorfinde, ist eine sehr gut funktionierende Institution, die einen wichtigen Teilbereich ihrer Arbeit, nämlich den Bereich Fremdbelegung ganz hervorragend organisiert hat in den wenigen Jahren ihres Bestehens. Was nicht ausreichend entwickelt werden konnte, ist der eigene Bereich der Fortbildungstätigkeit. Das ist jetzt ganz spezifisch meine Aufgabe, weil ich auf diesem Gebiet schon Erfahrung mitbringe. MM: Bräuchten Sie dann eigenes Lehrpersonal und welche Akzente würden Sie inhaltlich setzen? Ebel: Die Idee der Landesmusikakademien ist nicht, mit eigenem Lehrpersonal ein immer wieder gleiches Lehrangebot zu machen, sondern flexibel auf die Anforderungen der Nutzer einzugehen. Ein gewichtiger Schwerpunkt wird in der Qualifizierung von Multiplikatoren in der Laienmusik liegen – für dieses weite Feld bräuchten wir einen ganzen Stab von umfassend ausgebildetem Lehrpersonal. Wir wollen aber auch die professionelle Musikszene hierher holen, dafür würden wir dann wieder anders ausgebildetes Lehrpersonal benötigen. Vielmehr beauftragen wir Pädagogen und Fachleute für einen spezifischen Bereich und nur für einen gezielten Kurs oder eine Kursserie. Die Konstruktion der Musikakademie ist offen, und wir laden die musikalischen Verbände des Landes ein, uns anzusprechen und in Kooperation mit uns Projekte, Kurse, Fortbildungen, ggf. auch Ausbildungen – sofern wir damit anderen Institutionen nicht in die Quere kommen – hier durchzuführen. MM: Ein Schwerpunkt Ihrer Vorgängerin waren ja die Bereiche Musik im Dritten Lebensalter oder Musik und Gesundheit. Wollen Sie diese fortführen? Ebel: Aufgrund der historischen Bausubstanz bietet es sich an, Veranstaltungen auch und verstärkt für Erwachsene hier zu etablieren, und wir wollen die begonnenen Themenstellungen aufgreifen. Diese können jedoch nicht allein Schwerpunkt einer Akademie sein. In der Vergangenheit wurde das oft so dargestellt, aber das ist nicht genug. Wir müssen uns um die Fortbildungsbelange der Laienmusik und der professionellen Musikszene genauso kümmern wie um diese „Spezialfälle“. MM: Dieses Schloß hat ja eine ganz besondere Ausstrahlung. Welche Auswirkung hat dies auf die Akademiearbeit? Portrait??? 14 Ebel: Wir haben mit diesem Schloß die Möglichkeit, unser Programm um den genius loci herum zu entwikkeln, anders als bei einem modernen Funktionsbau. Wir wollen uns daher um „passende“ Inhalte bemühen. Nicht nur weil Regensburg einen Schwerpunkt in der Alten Musik hat, sondern auch wegen des Schlosses würde ich gerne Alte Musik hier unterbringen, weil ich von den Musikern höre, daß es ein anderes Musizieren ist, Barockmusik in den entsprechenden Räumlichkeiten zu machen. Im Bereich der Alten Musik gibt es viele kleine Verbände und Veranstalter, aber es gibt keinen bayerischen oder bundesdeutschen Verband für Alte Musik. Deshalb möchte ich hier mit der Akademie gerne Kristallisationspunkt sein für Veranstaltungen mit verschiedenen Partnern, insbesondere aber auch Fortbildung in diesem Bereich anbieten. Wir sehen immer nur Festivals Alter Musik, aber irgendwo muß man das schließlich lernen. MM: Ist Ihr Etat vergleichbar mit dem anderer Akademien? Ebel: Die Etats sind unterschiedlich hoch, weil die Akademien verschiedene Träger haben. Alteglofsheim ist die einzige Akademie in der ganzen Bundesrepublik, die als kommunaler Zweckverband geführt wird. Dieser setzt sich aus den beiden großen Bezirken Oberpfalz und Niederbayern, Stadt und Landkreis Regensburg, der Gemeinde Alteglofsheim und natürlich dem Bayerischen Musikrat zusammen, sie tragen die Verantwortung. Natürlich ist das Land mit 50 Prozent der größte Gesellschafter in diesem Zweckverband und gibt auch das meiste Geld; das könnten die Bezirke sich gar nicht leisten. Wir haben einen Haushalt von etwas über 1,5 Millionen Euro, mit dem wir arbeiten und das Haus zunächst einmal unterhalten. Wir werden dann in Zukunft hoffentlich auch mit einem Fortbildungsetat arbeiten können, aber das muß jetzt alles erst entwi- Abbildung Musikakademie 15 Coloneum Feuchtinger & Gleichauf ckelt werden. Aufgabe des neuen Direktors ist es, nicht nur neue Ideen für Kurse zu entwickeln, sondern auch die Finanzierung sicherzustellen und die Einbindung in das Kultur- und Bildungswesen der Region und des Landes voranzutreiben. Dazu gehört auch eine Bibliothek, die sich allerdings noch im Aufbau befindet. MM: Welche Verzahnungen gibt es mit dem örtlichen Musikleben? Ebel: Jeder weiß, daß die Akademie hier ist und fragt sich, was dort eigentlich geschieht. Ich versuche nun all’ die von meiner Vorgängerin geknüpften Kontakte wieder aufzunehmen, Freunde und Kooperationspartner in Stadt und Land zu aktivieren und gemeinsame Projekte anzustoßen. MM: Identifizieren sich die Alteglofsheimer mit der Musikakademie? Ebel: Die Alteglofsheimer betrachten das Schloß in der Mitte des Ortes als ihres und freuen sich grundsätzlich über die Restaurierung und sinnvolle Nutzung. Wir müssen dennoch stärker vor Ort tätig werden, weil die Gastgruppen im Grunde keinen Kontakt zu den Bewohnern der Region aufnehmen können und wollen. Wir müssen versuchen, sie noch mehr einzubinden, aber eben auf dem Veranstaltungssektor, nicht so sehr auf dem Fortbildungssektor. Zum Beispiel wollen wir ein schönes Sommerfest im Park veranstalten, doch leider ist er uns noch nicht überschrieben worden, was hoffentlich bald passieren wird. Wir bieten Schloßführungen, ggf. auch einen Tag der offenen Tür, und planen konkrete Veranstaltungen für die direkte Umgebung; wir versuchen auch Kinder und Jugendliche mit speziellen Führungen anzusprechen. Im Sommer haben wir Instrumentenbaukurse für Kinder gemacht und beteiligen uns an dem Erlebnissommer, der jedes Jahr von der Gemeinde organisiert wird. Wir sind der größte Arbeitgeber hier im Ort und kaufen regional ein. So gesehen sind wir ein regionaler Faktor – auf dem Weg zum Kulturfaktor sind wir noch, Wirtschaftsfaktor sind wir auf jeden Fall schon.
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