Beate Metzger
Von der privaten Musikschule zur „music academy“
Musikunterricht in einem ehemaligen Lokschuppen: Vor mehr als 10 Jahren als Gitarrenschule gegründet, hat die „music academy“ über Stationen im Gewerbepark und in der Rote-Hahnen-Gasse nun seit September 1998 in der Zollerstraße 1a, direkt unterhalb der Galgenbergbrücke gelegen, ihr endgültiges „Zuhause“ gefunden.
Oswald Zitzelsberger hat den ehemaligen Lokschuppen wunderschön und vor allem zweckmäßig saniert (er verwandelte auch das Velodrom zum gelungenen „Ausweichquartier“ des Regensburger Theaters). Es seien alle Wünsche bezüglich Bau und Innengestaltung berücksichtigt worden, sagt Josef Meier, einer der Leiter der music academy, und davon profitiere Herr Zitzelsberger jetzt selbst, da er Unterricht in der music academy nehme!
Der Lokschuppen lädt allein schon durch sein ansprechendes Äußeres zum Besuch ein. Innen erwarten den Interessierten großzügige, mit modernem Equipment ausgestattete Unterrichts- und Überäume, ein Konzertsaal für bis zu 400 Besucher, sowie ein Music Café, in dem Eltern sich Wartezeiten versüßen, Kontakte geknüpft bzw. vertieft werden oder Lehrer wie Schüler einfach nur einen Kaffee trinken können.
Das Motto der music academy, „Music all in one“ ist überall spür- und sichtbar: Nicht nur reine Ausbildungsstätte, sondern eine Kombination von Unterrichts- und Kommunikationszentrum erhoffen sich die Gründer Josef Meier, Gunther Conrad und Claus Erhart. Zur Zeit werden ca. 500 Schüler und Schülerinnen in allen Stilrichtungen der Musik und des Gesangs sowie im Schauspiel unterrichtet. Besonders intensiv wird das Musizieren im Ensemble betrieben: die Schüler sollen nicht nur ihre wöchentliche Musikstunde erhalten, sondern auch in vielfältige Projekte eingebunden werden. „Musik hören, machen, lernen, genießen, alles an einem Ort“, wie es in einem Prospekt heißt.
Die music academy gliedert sich in Music College, Musical School und Allgemeine Musikschule. Dazu kommen Kurse, Konzerte und Workshops, die unregelmäßig stattfinden.
Besonders hervorzuheben ist hier das Music College, die erste private Berufsfachschule in den Sparten Rock/Pop/Jazz deutschlandweit. Sie ist seit 1996 staatlich anerkannt und hat 1998 ihre ersten Absolventen verabschieden dürfen, was in der Presse einige Beachtung fand. Nach zwei Jahren kann ein staatlicher Abschluß, ein Diplom, erreicht werden. In einem dritten Ausbildungsjahr haben die Studierenden zudem die Gelegenheit, eine pädagogische Qualifikation zu erlangen, die gezielt auf eine Lehrtätigkeit an Sing- und Musikschulen vorbereitet. Sie werden in drei Klassen unterrichtet, pro Jahrgang rechnet man mit 10–16 Absolventen. Die monatlichen Kosten sind für die Schüler mit 720,– DM nicht unerheblich. Allerdings muß man berücksichtigen, daß hauptsächlich einzeln oder in Kleingruppen unterrichtet wird, was für die Qualität des Unterrichts sicherlich nicht von Nachteil ist ... Und da die music academy keine Subventionen bekommt, müssen die Betriebskosten selbst bewältigt werden. Die Lehrer im Music College kommen aus ganz Bayern und sind vor allem in der Jazz-Szene beheimatet. Unter ihnen finden sich Künstler wie Ulli Forster, Sumiaty Widjaja, Annette Bolz (s. Jazzseite), Lisa Wahlandt oder Gunther Conrad, die Schüler aus ganz Deutschland anziehen.
Die Musical School ist eine Neugründung, die im Oktober 1998 ihre ersten Schüler aufgenommen hat. Sie zielt auf eine Allroundausbildung in den Bereichen Gesang, Tanz und Schauspiel. In mehr als 20 Unterrichtseinheiten pro Monat (Chor, Stimmbildung, Choreographie etc.) werden Sänger, Tänzer und Tänzerinnen auf weiterführende (Hoch-)Schulen vorbereitet. Es können aber auch Leute mitmachen, die einfach Spaß und Interesse an der Sache haben. Die Monatsgebühr für die Musical School beträgt 290,– DM.
Die Allgemeine Musikschule bietet Instrumentalunterricht auf den meisten gängigen Instrumenten an. Es werden in der music academy sämtliche Stilrichtungen gelehrt. Allerdings sieht es in der Praxis so aus, daß der Unterricht in klassischer Musik nicht im Vordergrund steht. So stehen im Moment nicht für alle Streichinstrumente Lehrer zur Verfügung.
Die Abteilung Musik für Kids bietet neben dem in Musikschulen üblichen Programm wie musikalischer Früherziehung für Kinder ab vier Jahren, musikalischer Grundausbildung und Rhythmik & Percussion sogenannte „Kids-Combos“ an, in denen Kinder schon ab acht Jahren erste Erfahrungen im Ensemblespiel machen können. Kurse, Workshops und Konzerte mit „hauseigenen“ und internationalen Künstlern runden das umfangreiche Programm ab.
Die music academy stellt somit eine interessante Bereicherung für das Regensburger Musik- und Musikschulleben dar. Den drei „Machern“ sei zu wünschen, daß der vielversprechende (Neu-)Anfang eine erfolgreiche Fortsetzung erfährt.