Mälzels Magazin

Zeitschrift für Musikkultur in Regensburg

Schriftzug Mälzels Magazin
Hefte2000Nr. 2
mälzels magazin, Heft 2/2000, S. 17–18
URL: http://www.maelzels-magazin.de/2000/2_07_cds.html

Juan Martin Koch (jmk) / Claus Lochbihler (cl)

Neue CDs

Salut to Django
Helmut Nieberle & Cordes Sauvages

Hans Huber, den Helmut Nieberle im Gespräch für unsere Magazin (MM 1/2000) als wertvollen Helfer beim Arrangieren nannte, schickte uns zu dessen neuer CD einige Zeilen. Darin äußerte er sich vor allem begeistert über die ruhige, aber mit enormer Musikalität gepaarte Spielweise der Mitwirkenden, die den Jazz in seiner ganzen Bandbreite zur Entfaltung kommen lasse. Seine Anregung aufnehmend, diese CD verdiene über Insider-Kreise hinaus bekannt zu werden, drucken wir mit freundlicher Genehmigung der Jazzzeitung die Besprechung ab, die Juan Martin Koch für deren Februar-Ausgabe schrieb:

Als Gitarrist und Arrangeur hat Helmut Nieberle dieser Formation mit seiner Lesart des Swing à la Django Reinhardt schon immer den Stempel des Besonderen aufgedrückt. Mit dem Ausscheiden des Geigers Max Kienastl, der hier zum letzten Mal und nur vereinzelt den Sound seiner vier wilden Saiten beisteuert, hat Nieberle nun Gelegenheit, sich stärker als sonst solistisch zu entfalten. Und er nutzt sie mit der Sorgfalt des Soundtüftlers und der Klasse eines Topinstrumentalisten. Paradebeispiel ist seine Version von „Danny Boy“, bei der er den Djangotypischen, leicht schnarrenden Klang seiner „Selmer-style“-Gitarre im Intro weich abrundet und die er in fast klassischer Tongebung beendet. Sein Gespür für Ensembleklang kommt in seiner wunderbaren Sechsachtelnummer „Augustine“ besonders schön zur Geltung: Zusammenspiel und Verschmelzung von Stefan Holsteins Klarinette mit Frédéric Schlicks Akkordeon scheinen im Thema mitkomponiert zu sein. Von Ferry Baierl an der Rhythmusgitarre und Scotty Gottwald an der Snare bestens unterstützt, reichen so die Assoziationen von Reinhardts „Hot Club“-Besetzung der vierziger Jahre (mit Hubert Rostaing) bis hin zur Musette-Erneuerung eines Richard Galliano. Eine gerade in ihrer gelassenen, unspektakulären Art begeisternde Einspielung! (Jardis JRCD 9926)


... from within
Regensburger Kirchen im Akustikportrait (diverse Interpreten)

(jmk) Ein wenig flötenlastig ist sie geraten, diese originelle CD, auf der Produzent (und natürlich Flötist) Georg Luft die Akustik von 18 Regensburger Kirchen eingefangen hat. Dies ist ihm dank unverfälschter Aufnahmetechnik sehr gut gelungen, und es macht schon Spaß, die Augen zu schließen und sich den sakralen Raum zur Musik vorzustellen. Wie etwa Wolfgang Köppl mit Saxophon und Klarinette erst die Wolfgangskrypta und dann das Westschiff St. Emmerams mit seinen Soloimprovisationen füllt, oder wie die verschiedenen Flötenformationen das Klangambiente doch immer ein wenig anders ausgestalten. Das Niveau der Beiträge, die sämtlich von Regensburger Profis, Amateuren oder den Nachwuchsmusikern vom Junior Classic Orchestra stammen, ist naturgemäß unterschiedlich. Am positivsten sticht vielleicht das Duo encuentro mit Irma Gaßenhuber (Flöte) und Jürgen Faderl (Gitarre) heraus. Schön, daß das Booklet über alle Beteiligten informiert, schade dagegen, daß über die vielen wenig bekannten Komponisten, die zu Wort kommen, nichts nachzulesen ist. (live is live! LLCD 251235)


Eine weitere interessante Produktion haben die Geigenbaumeister Goldfuß initiiert: Fünf Profimusiker aus verschiedenen Ensembles und Orchestern haben sich zusammengetan, um ihre Goldfuß-Instrumente solistisch oder in Trio- und Quartettbesetzung zu präsentieren. Das Spektrum reicht von Solowerken Bachs (mit der Geigerin Carola Strobel) und Regers (Bratschist Christian Heller) über Dvoráks „Amerikanisches“ Streichquartett bis hin zu einer zeitgenössischen, der Cellistin Tess Remy-Schuhmacher gewidmeten Komposition. Der CD-Rohling macht einen klanglich wie interpretatorisch sehr überzeugenden Eindruck, die fertige Scheibe wird demnächst in der Geigenbauwerkstatt Goldfuß erhältlich sein.


Bilder ohne Ausstellung
Trio Rahmenlos

(cl) Wer hätte das gedacht: Wolfgang Köppl, bekannt vom Regensburger Kabarett „Statt-Theater“, bläst ein voluminöses Tenor- und ein ätherisches Sopransax, spielt Klarinette und schreibt zudem Stücke, die nicht immer, aber immer wieder an ihre fantasievollen Titel heranreichen: „Sentimentaler Soprano Fast Groove“ oder „Kein Ballett jetzt, bitte kein Ballett!“. Am Bass und der Gitarre begleiten – bluesig geerdet und sehr akustisch – zwei bekannte Gesichter der Regensburger Jazz-Szene: Wolfgang Berger und Hans ‚Yankee‘ Meier, dessen schöner Gitarrenarbeit durch den garbaresk-halligen Klang der Aufnahme mitunter allerdings – in tonlicher Hinsicht – etwas cembalohaft-dünnes anhaftet. Zu entdecken gibt es auf dieser letztes Jahr aufgenommenen CD nämlich auch den Raumklang zweier Regensburger Museen: Den des Naturkundemuseums und der Ostdeutschen Galerie. Für Neugierige ein Anspieltip, der ganz anders klingt als der prosaische Titel vermuten läßt: „Auf Wiedersehen, Frau Meckel“. (live is live! LLCD 251234)

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